Paracas

04Sept2018

Nach gerade einmal 90 Minuten erreichten wir das kleine Fischerdörfchen Paracas. Mit Ausnahme der Strandpromenade und der parallel verlaufenden Hauptstraße gibt es keine asphaltierten Straßen, was uns ein wenig an die Insel Olchon im Baikalsee erinnert. Das Städtchen lässt sich in einem kurzen Spaziergang schnell erkunden. Für eine Stadtbesichtigung haben wir diesen Stopp aber auch gar nicht eingeplant, sondern vor Allem für einen kleinen Bootsausflug zu den Ballestas Inseln, die im Volksmund auch "The poor man's Galapagos" genannt werden. Obwohl wir auch einen Stopp auf den Galapagos Inseln eingeplant haben, entschieden wir uns trotzdem für eine Tour dorthin. Wir haben gelesen, dass man dort Pinguine sehen kann und wissen leider noch nicht, ob wir diese tollen Wasservögel auf Galapagos auch zu Gesicht bekommen werden, da sie sich im Winter eher zurückziehen und nur an einigen bestimmten Stellen vorkommen. Wir wurden nicht enttäuscht. Auf unserer Bootsfahrt beobachten wir 4 kleine Pinguine wie sie auf einer Klippe umherwatschelten - der Ausflugspreis hat sich bereits gelohnt! 😉

Neben den Pinguinen gibt es natürlich noch weitere Tiere zu bestaunen. So sehen wir Robben, die sich in der Sonne aalen, und eine unglaubliche Anzahl an Kormoranen. Wir sind erstaunt, denn so viele Vögel haben wir noch nie auf einmal auf einem Fleck gesehen. Es gibt kaum einen Punkt, an dem kein Vogel sitzt und auch im Himmel ziehen sie in großen Schwärmen ihre Kreise, bevor sie sich zum Fischen ins Wasser stürzen um kurz darauf mit ihrem Fang wieder aufzutauchen. Ein wahres Spektakel. Darüber hinaus haben wir Glück, dass uns eine Ladung kostbaren Guanos, welches hier von den Vögeln tonnenweise "angebaut" und in regelmäßigen Abständen als Dünger abgebaut wird, um Haaresbreite verfehlt. Auf dem Rückweg sehen wir noch ein paar Delfine im Wasser, die unser Boot ein kleines Stück begleiten.

Nach einem kurzen, aber intensiven und definitiv lohnenswerten Ausflug, kehren wir nach Paracas zurück. Am Nachmittag startete dann unsere nächste Tour, diesmal in das angrenzende Naturreservat. Das 'Paracas National Reserve' ist eine weite Wüstenlandschaft, die sich bis an die Pazifikküste zieht. Besonders schön waren die sich abwechselnden Farbverläufe des Sandes und Gesteins, die wir so vorher noch nicht bewundern durften.

Am späten Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg in Richtung Lima mit einem kurzen Stopp auf der Hacienda San Jose. Im 18. Jahrhundert gehörte das wunderschöne und weitläufige Anwesen einer spanischen Familie, die auf ihren zahlreichen Feldern und auch im Haushalt, wie damals in Peru üblich und legal, Sklaven aus Afrika einsetzten. Da jedoch für jeden Sklaven eine Abgabe an den Staat zu entrichten war, installierten die Eigentümer unter dem Haus ein geheimes Tunnelsystem, um Sklaven unbemerkt, und ohne eine Abgabe zahlen zu müssen, einzuschleusen. Darüber hinaus mussten diese nach getaner Arbeit in völliger Dunkelheit in kleinen beengten Räumen dieses Tunnelsystems schlafen. Inzwischen wurde die Hacienda in ein Luxushotel umfunktioniert, welches Besichtigungen des Anwesens und des Tunnelsystems anbietet. Es ist schon ein beklemmendes Gefühl, die Treppe in die Tunnelanlage hinabzusteigen, und als wir gebeten werden, kurzzeitig alle Lichter auszuschalten, wird einem noch klarer, wie schlimm es für die Betroffenen gewesen ist, hier tagtäglich leben zu müssen. Als wir schließlich an einer anderen Stelle das Tunnelsystem wieder verlassen, bin ich froh, wieder staubfreie Luft einatmen zu können, möchte die gemachte Erfahrung jedoch nicht missen.

Alles in Allem war der Aufenthalt in Paracas auf jeden Fall ein schönes Erlebnis!