Welcome to Japan! - Tokio

04Juli2018

Von Hong Kong aus kamen wir nach einem ca. 4-stündigen Flug in Tokio an. Ohne irgendjemandem zu Nahe treten zu wollen, aber die Leute sahen immer noch 'gleich' asiatisch aus, es gab erstmal auch keine auffällige Veränderung der Umgebung (nun ja, gerade Flughäfen sehen dann wahrscheinlich doch auch alle ähnlich aus), aber doch, eine Sache unterschied sich von Anfang an und ganz gewaltig von China: das Verhalten der Menschen! Am S-Bahn Gleis wartet man schön ordentlich in Zweierreihen bis der Zug einfährt, stellt sich gefälligst immer hinten an und lässt natürlich zuerst die anderen aussteigen, bevor man einsteigt. Am Ende der Rolltreppe steht eine freundlich lächelnde Dame, die einem den weiteren Weg weist und sich bedankt, dass man Rolltreppe gefahren ist (?), im Zug verbeugt sich der Schaffner bevor er in den Wagon eintritt und wenn er ihn wieder verlässt. Wenn man als unbeholfener westlicher Tourist irgendwo im Weg steht, wird man nicht etwa zurecht gewiesen, oder sich gar vorbei gedrängelt, sondern der geduldige, höfliche Japaner wartet bis der unbeholfene westliche Tourist bemerkt, dass er im Weg rumsteht und sich mehrfach entschuldigend zur Seite begibt. 😀 Und der Japaner bedankt sich auch bei jeder noch so kleinen Gelegenheit für einfach alles. Die Liste geht weiter, aber ich denke ihr versteht meinen Punkt. Immer lächelnd, immer freundlich, immer korrekt, immer rücksichtsvoll, immer äußerst hilfsbereit. (Ob dieses Verhalten nun auch immer so gut ist, sei dahin gestellt. Aber fürs Erste und für uns ist es jedenfalls sehr angenehm, nach China dieses Kontrastprogramm zu erleben 😉 )

Sprachlich ist es auch wieder um einiges einfacher geworden. Sehr viele Japaner sprechen gutes bis sehr gutes Englisch und der Rest kann sich wenigstens verständigen. Außerdem ist auch das Japanisch irgendwie einfacher als Chinesisch, zumindest mal die Aussprache. Eigentlich spricht man alles so, wie man es schreibt. In China hatten wir regelmäßig das Problem, dass wir irgendwelche (z.B. Orts-) Namen aussprechen wollten und keiner wusste wovon wir reden.

Naja, und die Sache mit den Kosten? Japan gilt als sehr teures Reiseland. Und ja, natürlich, im Vergleich zu China ist es teuer! Aber wir waren doch überrascht wie gut man auch mit einem kleinen Budget über die Runden kommt. Die Unterkünfte sind teuer, noch teurer als Hong Kong. Wir teilen uns sanitäre Anlagen wieder mit den anderen Hostelgästen (in China hatten wir überall den Luxus eines eigenen Badezimmers 🙂 ) und bezahlen trotzdem noch mehr. Aber Essen kann man zum Beispiel immer noch recht günstig. Wir gehen meistens zu 'Imbissen', in denen man an Theken sitzt und dem Koch bei der Zubereitung zuguckt. Der Qualität der Speisen tut das jedoch keinen Abbruch. Mit Sushi und anderem Meeresgetier halten wir uns eher zurück, aber wir hatten schon super leckere japanische Schnitzel, Terriyaki Bauchfleisch, japanische Pfannkuchen/Omelette, japanisches Curry, gebratenes Hühnchen, und so weiter. Ausgegeben haben wir dafür jeweils zwischen 10-22 Euro für uns beide zusammen. Außerdem, auch ein großer Unterschied zu China, wird hier nicht aus Allem und jeder touristischen Attraktion Profit geschlagen. In China kam man eigentlich in keinen einzigen Stadtpark und keinen einzigen Tempel umsonst rein. Hier in Japan muss man für das ein oder andere natürlich auch Eintritt bezahlen, aber man kann auch sehr viel machen und besichtigen ohne Geld auszugeben oder eben nur wenig.

 

Nun aber zu Tokio selbst. Tokio ist groß, Tokio ist voller Menschen, Tokio ist bunt und Tokio ist vielfältig. Was Tokio - zumindest für uns - aber nicht ist, besonders schön oder beeindruckend. Im 2. Weltkrieg wurde Tokio fast vollständig zerstört und ist überhaupt auch erst im 19. Jahrhundert Hauptstadt geworden, weshalb es weder schöne, alte Gebäude noch eine besondere Geschichte vorzuweisen hat. Es gibt den ein oder anderen schönen Park, eine Nachbildung des Eiffelturms und der Freiheitsstatue (dafür fahren wir Europäer aber wohl eher nicht nach Tokio 😛 ) und einen Tower namens 'Sky Tree', auf den sie besonders stolz sind, den wir aber nun auch nicht sonderlich hübsch fanden. Es gibt viele verschieden Viertel, die alle für irgendetwas bekannt sind, das Elektroviertel, in dem die ganzen großen Hersteller gegründet worden sind (Nintendo, Mitsubishi, Sega, Sony, usw.), das Ausgehviertel mit vielen Bars und Leuchtreklamen, das Einkaufsviertel für die japanischen Nerds und Mangaverrückten und so weiter. Aber so wirklich zu sehen gab es da irgendwie auch nichts. Nicht einmal Menschen, die aussehen, als wären sie gerade einem Comic entsprungen. 😉 Irgendwie doch alles recht normal, eine einfache Großstadt. Vielleicht muss man Tokio mehr erleben, anstatt nur anzuschauen? Vielleicht ist es die Atmosphäre, die Tokio ausmacht? Der Lifestyle? Ich als jemand, der sich eigentlich sowieso lieber in kleineren Städten aufhält, konnte Tokio jedenfalls nicht allzu viel abgewinnen. Aber vielleicht waren wir auch immer nur zur falschen Zeit am falschen Ort, wer weiß.

Eine Sache, die definitiv sehr speziell war, war jedenfalls, als wir an einem der Abende zur 'Robot Show' gegangen sind. Ich weiß gar nicht genau, wie ich das eigentlich beschreiben soll... Die Zuschauer saßen in jeweils drei Reihen rechts und links von der Showfläche. In der Mitte kamen immer wieder ferngesteuerte Wagen, Roboter reingerollt auf denen verkleidete Menschen saßen, die irgendwelche Performances dargeboten haben. Es war bunt, es war schrill, es war laut, es war völlig verrückt und definitiv einzigartig.

An den letzten zwei Tagen in Tokio machten wir dann jeweils noch einen Tagesausflug in die Umgebung. Einmal in einen kleinen Vorort am Meer, das beschauliche Kamakura, mit einigen Tempeln und wo wir unseren ersten Strandbesuch zelebrierten (es war allerdings sehr windig und der Strand auch nicht der allerschönste, weshalb wir nur ca. 2 Stunden dort verbrachten) und am anderen Tag fuhren wir mit dem Bus zum Kawaguchi See um den wir einmal herumradelten, voller Lavendel und blühender Hortensien und einen schönen, wenn auch zumeist wolkenverhangenen Blick auf den Mount Fuji hatten.

Fazit: Tokio ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung.