Quito - und der Countdown läuft

11Sept2018

Es ist so weit. Die letzte Etappe, das letzte Land, das wir auf unserer Reise um die Welt besuchen werden, steht an: Ecuador. Wir haben unseren Rückflug von hier gebucht und werden am 29.09.18 nach 5 Monaten wieder deutschen Boden betreten. Irgendwie fühlt es sich komisch an. Wir freuen uns, unsere Familien und Freunde wieder zu sehen, auf eigene Betten, warme Duschen, 'richtiges' Brot, Wurst, Käse und darauf, das Klopapier wieder mit runterspülen zu können. 😀 Aber natürlich ist es auch schade, zumindest momentan nicht noch mehr von der Welt sehen zu können und das unbeschwerte Leben, in dem man jeden Tag einfach machen kann, was man möchte und wozu man gerade Lust hat, gegen den Arbeitsalltag einzutauschen. Umso mehr genießen wir nun noch die letzten Wochen.

Auf dem Flug von Lima in die Hauptstadt Ecuadors, Quito, legen wir einen Zwischenstopp in Guayaquil ein und haben wahnsinniges Glück, dass mit unserem Gepäck alles gut geht. Die Dame am Schalter in Lima behauptet, unser Gepäck würde direkt bis nach Quito durchgecheckt werden. Reiner Zufall, dass ich in Guayaquil darauf aufmerksam wurde, dass unser Gepäck plötzlich am Gepäckband zum Abholen bereit lag und wir es schließlich doch nochmal neu einchecken mussten. Danach lief aber alles glatt.

In Quito angekommen bezogen wir erstmal unser Hostel, das nach dem Hostelerlebnis in Lima wahre Begeisterung in uns auslöste.
Der Anreisetag war schon fast wieder vorüber, weshalb wir nicht mehr viel unternahmen. Am nächsten Tag machten wir dann eine - naaa, ihr werdet es erraten: Free Walking Tour. 😉 Wir besichtigten das Stadtzentrum, das auch hier viele, viele tolle Kolonialbauten zu bieten hat. Was die Städte angeht, steigerten sich die südamerikanischen Länder tatsächlich von Mal zu Mal: in Peru schöner als in Bolivien, in Ecuador noch schöner als in Peru. Unser Guide erzählte uns von der gemeinsamen Vergangenheit mit Kolumbien und Venezuela, und dass die drei Länder deshalb tatsächlich auch, bis auf die Wappen, die selben Nationalflaggen haben, von der Wirtschaftskrise und wieso Ecuador den Dollar eingeführt hat und von der Stadtstatue, die auf einem Hügel über die Stadt wacht, jedoch den nördlichen Stadtteilen das Gesicht zuwendet und den südlichen Stadtteilen, den ärmeren Vierteln, den Rücken zukehrt.

Am zweiten Tag ging es dann auf einen Ausflug zum Äquator. Dieser liegt nicht weit entfernt, etwas nördlich von Quito. Es gibt ein hübsches Monument, welches den Äquator symbolisieren soll. Leider wurde es aufgestellt, bevor es GPS gab und die damaligen Berechnungen lagen um einige Meter daneben. Das Monument gibt es trotzdem noch. Allerdings gibt es mittlerweile zusätzlich noch ein kleines Outdoor Museum, das die tatsächliche Stelle des Äquators markiert. Hier konnten wir einige interessante Experimente beobachten, wie z.B., dass sich Wasser, wenn es den Abfluss herunter läuft tatsächlich auf Nord- und Südhalbkugel in verschiedene Richtungen dreht, und dass es direkt auf der Äquatorlinie einfacher ist ein Ei auf einem Nagel balancieren zu lassen, weil die Kräfte eben direkt senkrecht nach unten ziehen. Wir dürfen uns jetzt offiziell 'Eggmaster' nennen. 😉 Auf dem Rückweg stoppten wir bei der Station der Seilbahn. Quito liegt in einem langgezogenen Tal umgeben von vielen Bergen und sage und schreibe 14 Vulkanen. Wir fuhren also hoch auf einen der Berge, bzw. inaktiven Vulkane und genossen den Ausblick auf die Stadt inklusive Sonnenuntergang.

Am dritten Tag spazierten wir ein wenig durch das neuere Quito mit netten Straßen, vielen kleinen Cafes und Restaurants, ein paar hübschen Häusern und einigen Hochhäusern, die aussahen, als könne man sich die Miete nur schwer leisten. Wir liefen zu einem Aussichtspunkt und hatten einen wunderbaren Blick ins Tal und genossen einfach die Atmosphäre dieser netten Gegend.

Ecuador ist zwar das am weitesten entwickelte und wirtschaftsstärkste Land, das wir in Südamerika besucht haben, jedoch lässt die touristische Infrastruktur sehr zu wünschen ürbig. An Tag 4 und 5 unseres Quito Aufenthaltes wollen wir jeweils einen Tagesausflug machen. Da die öffentlichen Busse von verschiedensten Terminals abfahren, die über die gesamte Stadt verteilt sind und es noch dazu oft keine Direktverbindungen gibt, wollen wir gerne eine Gruppentour buchen. Blöd nur, dass es dies nich zu geben scheint und die angebotenen Privattourenn natürlich viel zu teuer sind. Als wir uns dann daraufhin zumindest für Tag 4 doch auf einen Ausflug auf eigene Faust einlassen, scheint es nirgends nähere Informationen über das Ausflugsziel, geschweigedenn einen Stadtplan für den Zielort zu geben. Man versichert uns aber, das es alles super easy sei, vor Ort alles ausgeschildert wäre und man ja auch überall fragen könne. Gesagt, getan. Wir fahren mit dem öffentlichen Bus nach Mindo und freuen uns, das bis hierher alles einwandfrei klappt. Dort gehen wir dann erstmal in eine selbsternannte Touristeninfo um uns ein paar Informationen über die Sehenswürdigkeiten vor Ort zu beschaffen und wie man am besten dorthin kommt. Wir möchten gerne eine Kolibrifarm, eine Schmetterlingsfarm, eine Kakaomanufaktur und Wasserfälle besichtigen. Wir erfahren, dass sich die Tiere und der Kakao alle direkt im kleinen Ort befinden. Zu den Wasserfällen gehe ein Pfad von der Hauptstraße ab und über zwei Brücken. Je nachdem zu welchem Wasserfall man möchte gibt es dann nochmal unterschiedliche Wege. Man könne aber mit ca. 45 Minuten für eine Strecke rechnen. Wir überschlagen kurz im Kopf, ob unsere Zeit reicht um alle Aktivitäten unterzubringen. Sollte klappen. Die Kolibrifarm liegt direkt um die Ecke, also gehen wir dort zuerst hin. Als wir ankommen hängen am Eingang Plakate mit vielen verschiedenen Vögeln und wir bezahlen 4$ für den Eintritt. Der Besitzer führt uns auf eine Veranda von der aus man einen Blick in einen dschungelartig angelegten Garten hat. Da sind sie, die Kolibris. Fasziniert beobachten wir eine Weile, wie sie umher flattern und aus aufgehängten Trinkgefäßen Zuckerwasser saugen. Dann fragen wir uns, ob es nun noch weiter geht, in den Garten um noch mehr Vögel zu sehen. Aber nein, das scheint es hier zu sein, es geht nicht mehr weiter. Für 4$ sind wir dann doch etwas enttäuscht, aber der Besitzer versichert uns, wir könnten später nochmal wieder kommen, dann gäbe es noch Tucane und Papageien zu sehen.
Wir machen uns also erstmal auf zu den Wasserfällen. Am Straßenrand warten Taxis, die den einen oder anderen Tourist zu den Wasserfällen fahren. Wir denken uns, 45 Minuten laufen ist kein Problem und sparen das Geld lieber. Als wir schon 20 Minuten unterwegs sind, sehen wir ein Schild: 'Waterfalls 5 km'. Wir schauen uns ratlos an. 5 km? Das sind nie und nimmer 45 Minuten und außerdem sind wir bereits 20 Minuten gelaufen. Uns dämmert langsam, dass die 45 Minuten nicht von der Stadt aus gemeint waren, sondern nur der Fußweg, der irgendwann von der Straße abgeht, nach über 5 km, wie wir nun wissen. Wir können nur hoffen, dass zufälig ein Taxi vorbei kommt, das wir noch anhalten können. Nachdem wir schon die Hälfte der Strecke zurück gelegt haben, haben wir endlich Glück. Das restliche Stück legen wir mit dem Auto zurück bis uns der Taxifahrer am Einstiegspunkt einer Seilbahn rauslässt. Man erklärt uns, wir könnten nun mit der Seilbahn über die Schlucht fahren um auf der anderen Seite zu mehreren Wasserfällen zu laufen (5$ pro Strecke, pro Person!) oder wir könnten nochmal 2 km laufen, zu einem Wasserfall, der fußläufig zu erreichen ist. Das Ende vom Lied ist, wir wollten nicht nochmal 20$ extra bezahlen, haben einen netten Wasserfall gesehen, sind insgesamt viel mehr gelaufen, als wir eigentllich wollten und auf Grund unserer Miskalkulation des Weges blieb auch keine Zeit mehr weder für die Schmetterlingsfarm noch für die Schokoladenmanufaktur. Als wir dann nochmal kurz zur Kolibrifarm zurück sind - denn dafür hatten wir ja auch schon bezahlt - erfuhren wir, dass wir nun leider zu spät seien und die Tucane schon wieder weg.
Was soll ich sagen? Ein gelungener Tag sieht anders aus... Aber zumindest sind wir wieder um eine Erfahrung und eine Story reicher! 😉