Taischet - Sibirien

12Mai2018

Nach einer langen Zugfahrt kamen wir also endlich in Taischet an. Dies ist ein kleiner Ort in Sibirien, in dem wir fernab von den Großstädten einmal das Leben im eher ländliche Russland kennenlernen wollten. Die Agentur, über die wir die Transsib-Reise buchten, bot das Programm 'Sibirische Gastfreundschaft' an, das den 1-tägigen Aufenthalt bei einer Gastfamilie beinhaltete.
Vor unserem Zugwaggon wartete schon Igor auf uns, der uns direkt in Empfang nahm und mit einem herzlichen 'Hallo, wie war eure Zugfahrt?' begrüßte. Anschließend stiegen wir in ein Auto, dessen Lenkrad 'auf der falschen Seite' angebracht war, was erstmal für Verwunderung sorgte. Igor klärte uns aber gleich auf, dass hier wohl sehr viele Gebrauchtwagen aus Japan gefahren werden und es deshalb ganz normal sei. Tatsächlich hatten gefühlt die Hälfte der Autos das Lenkrad 'auf der falschen Seite' ... Wir fuhren also durch den kleinen Ort, vom neuen Stadtteil in den alten, an einigen kleinen Holzhäusern vorbei und kamen schließlich, nach kurzer Fahrt auch vor einem eben solchem zum Stehen. Igor führte uns in sein Haus, in unser Gästezimmer, zeigte uns alles und versicherte mehrfach, wir sollten uns wie zu Hause fühlen. Das Haus war einstöckig, ein einfaches Holzhaus, sporadisch eingerichtet, das Badezimmer improvisiert, aber doch alles mit allem was man so braucht. Wir ruhten uns kurz aus, machten uns frisch und verschafften uns einen ersten kleinen Eindruck des Ortes auf dem Weg zum Supermarkt und zurück. Als wir zurück kamen war es auch schon fast Zeit zum Abendessen. Lena, Igors Frau, bereitete ein leckeres Essen zu: Frikadellen mit Kartoffelbrei und einem Bärlauch-Eier-Salat. Vieles bauen die beiden selbst im Garten an. Fast alle Produkte die auf den Tisch kommen sind immerhin einheimisch. Es schmeckte sehr lecker! Und was natürlich nicht fehlen durfte: Vodka! 😉 Igor führte uns in die sibirischen Bräuche des Vodka-Trinkens ein:
1. Jemand spricht einen Toast
2. man riecht am Brot
3. man trinkt das Glas Vodka auf Ex
4. man dreht den Kopf zur Seite und atmet durch den Mund aus
5. man riecht wieder am Brot
(wahlweise 6. man isst eine in Salz eingelegte Tomate)
Dies wurde dann während der Mahlzeit 3 Mal wiederholt. 😀

Nach und auch schon während dem Essen haben wir uns viel mit Igor unterhalten über Taischet, Sibirien, Russland, Deutschland, die DDR, die Sowjetunion, das Reisen, seine Gäste aus aller Welt, das russische Essen und vieles mehr. Auch hat er uns einige Tipps gegeben zu Irkutsk und dem Baikalsee. Igor ist ein faszinierender Mann, viel selbst herumgekommen, viele internationale Gäste beherbergt, viele Freunde auf der ganzen Welt und viel erlebt. Es war wirklich berreichernd sich mit ihm zu unterhalten, was wir dann auch bis nach Mitternacht taten. Am nächsten Tag bereiteten uns Igor und Lena ein leckeres Frühstück, das aus ein bisschen Brot, Butter, Käse und vor Allem Blini mit selbstgemachter Himbeermarmelade bestand. Auch das war sehr lecker! Nachdem wir wieder ein wenig mit Igor geplaudert hatten machten wir uns dann auf, Taischet noch ein bisschen zu erkunden. Wir liefen die Hauptstraße entlang, die das alte und das neue Taischet verbindet, kamen an ein paar kleinen Geschäften, einer Schule, zwei kleinen Parks und einer Kirche vorbei. Außerdem säumten viele alte Holzhäuser mit bunten Fensterläden und schönen Schnitzereien die Straßen. Hin und zurück liefen wir immerhin fast zwei Stunden, dennoch hat Taischet nicht wirklich was zu bieten, aber für Sightseeing waren wir ja auch nicht hier. Als wir wieder bei Igor ankamen, gab es schon wieder Essen: eine sibirische Borsch (diesmal ohne Rote Beete) und Buchweizen mit einem kleinen Stück Fleisch, überbacken mit einer Tomatenscheibe und Käse. Auch das war wieder sehr lecker, wir aber pappsatt. Nachmittags nahm uns Igor mit in die örtlilche Musikschule, in der seine Frau Lehrerin ist und mit ihren Schülern ein kleines Konzert gab: russische Romanzen. Nicht gerade das, was wir uns gewöhnlich anhören, aber für das Erlebnis Russlands allemal interessant. Ohne dass wir auch nur ein Wort verstanden, waren wir dann aber doch erstaunt und mussten neidlos anerkennen, wie gut die Schülerinnen, für so eine kleine Dorfschule, die Töne herausbrachten! Das Konzert ging eine Stunde und anschließend fuhren wir wieder zurück zu Igor, wo wir dann so langsam auch schon wieder unsere Sachen packen mussten.

Auch wenn wir nur eine sehr kurze Zeit mit Igor und Lena verbringen konnten - was wir im Nachhinein fast ein bisschen schade fanden - haben wir doch einen kleinen aber schönen Eindruck vom sibirischen Landleben gewonnen. Igor und Lena haben mit ihrer Gastferundschaft und Herzlichkeit viel dazu beigetragen, wofür wir ihnen unendlich dankbar sind! Wer auch immer sich jemals in diese Gegend verirrt, sollte den beiden auf jeden Fall einen Besuch abstatten! 🙂