Zwischenstopp Osaka

12Juli2018

In Osaka legten wir nur einen Zwischenstopp auf der Weiterreise nach Hiroshima ein. Mit dem Schnellzug ist es nur gut 10 Minuten von Kyoto entfernt und der eigentliche Dreh- und Angelpunkt. Hier hätten wir sowieso Umsteigen müssen, weshalb wir unser Gepäck in Schließfächer packten und Osaka noch für einen halben Tag erkunden wollten. Ein halber Tag voller Ereignisse... Am Bahnhof angekommen benötigten wir erstmal besagte Schließfächer. Anders als in Nizhny Novgorod (ihr erinnert euch?) waren diese recht einfach zu finden. ABER ganz viele waren schon belegt, weshalb es doch einige Zeit benötigte bis wir etwas passendes fanden. Dann mussten wir feststellen, dass man die Schließfächer, wo wir eben noch freie Boxen gefunden hatten, allerdings nur mit den IC-Karten bezahlen konnte, die man auch für die Bahnfahrten nutzt (man lädt die Karten mit Geld auf und 'tapt' die Karte jeweils beim Ein- und Aussteigen, wobei der fällige Betrag automatisch abgezogen wird). Zum Glück waren wir im Besitz solcher Karten, allerdings mit nicht mehr ausreichend Guthaben, weshalb ich loszog um sie 'kurz' aufzuladen. Ich hatte die Rechnung ohne die japanische Bahn gemacht. Man muss wissen, so fortschrittlich und organisiert Japan auch ist, das Bahnfahren ist eigentlich eine mittelschwere Katastrophe... Es gibt eine staatliche Bahn (Fernzüge = Schinkansen, sowie Stadtbahnen = JR Lines) und dann noch einige private Anbieter. Je nachdem welche Bahn von welchem Anbieter man nehmen möchte, gibt es andere Eingänge, Stationen, Linien, Verbindungen usw. Da durchzublicken ist sowieso eine Wissenschaft für sich.... Dann sind die Stationen oft so groß und dazu schlecht ausgeschildert, dass man sich regelmäßig verläuft und nicht weiß, wo man eigentlich hin muss. Auch die Linien sind nicht offensichtlich beschriftet, ob nun in die eine Richtung oder in die andere, oder mit allen Stopps oder eine Expresslinie.

Also zurück nach Osaka: Ich suchte also den nächsten Automaten, an dem ich die Karte aufladen konnte. Ich lief und lief und fand endlich ein Ticketbüro. Ich dachte mir schon, dass es hier nicht klappen würde, aber sicher könnte man mir hier zumindest sagen, wo ich hin müsste. Der nette Herr am Schalter sagte mir dann, dass ich hier ja im Schinkansenbereich sei, die Karte müsste man aber bei der JR Line (wohl gemerkt, selber Anbieter!) aufladen. Ich also weiter gelaufen und weiter, bis ich endlich an einen Automaten der JR Line kam. Am Automaten drückte ich dann erstmal schier endlos herum, fand die Funktion um eine neue Karte zu erwerben, dafür, sich die Reisehistorie anzeigen zu lassen und was sonst noch, nur wie man nun neues Guthaben auflädt - Fehlanzeige! Ein netter Japaner merkte mir meine Hilflosigkeit wohl an und mit wenigen Handgriffen war die Karte aufgeladen. Ich also zu den Schließfächern zurück geeilt, wo Martin schon besorgt wartete. Als wir die großen Backpacks endlich verstaut hatten, mussten wir dann allerdings noch an einer anderen Stelle Plätze für unsere kleinen Rucksäcke finden, da hier eben keine weiteren Schließfächer mehr frei waren. Endlich alles verstaut, wollte ich gerade die IC-Karten wegstecken, als ich zu allem Überfluss mein Geldbeutel nicht mehr in der Hand hatte. Verdammt!! Wo hab ich den hingesteckt?? Es dauerte nicht lange bis ich realisierte, dass dieser soeben mit dem kleinen Rucksack in das Schließfach gewandert war. 🙁 Zu diesem Zeitpunkt war ich schon so fertig durch die ganze Rennerei und Stresserei mit den Schließfächern, dass mir das gerade noch gefehlt hatte. Zum Glück waren es nur ein paar Euro, die durch das erneute Öffnen und Verschließen des Fachs dahin waren. Ärgerlich war es trotzdem!

Froh, dass wir das Gepäck endlich los waren liefen wir nun zu der JR Line, die uns in die Innenstadt bringen sollte. Martin hatte alles vorab im Internet recherchiert und abgespeichert, welche Linie wir nehmen müssen, wo wir aussteigen müssen usw. Es war eine Loop Line und auch wenn wir uns nicht 100% sicher waren, ob wir nun in die richtige Richtung einsteigen, auf der Anzeige stand eindeutig 'Loop Line', da kann man nicht ganz so viel falsch machen. Oder? Auch hier hatten wir die Rechnung wieder nicht mit der japanischen Bahn gemacht. Nach dem 5. Stopp, der eigentlich unserer hätte sein sollen, stellten wir fest, ok, doch falsche Richtung. Wir blieben aber sitzen, da man in einer Loop Line naturgemäß trotzdem irgendwann ankommen müsste, wenn es auch etwas länger dauert. Nach zwei weiteren Stopps fanden wir uns aber plötzlich in der 'Airport Express Line' wider! WHAT?? Wie konnte denn das passieren?? Eine Loop Line, die auf einmal zur 'Airport Express Line' wird?? Und wie es eine Express Line so an sich hat, ließ die nächste Gelegenheit auszustiegen etwas auf sich warten... Auf dem Weg zurück erwischten wir dann natürlich keine Express Line, weshalb wir an jedem einzelnen Stopp anhielten, bis wir schließlich wieder an unserem Ausgangspunkt ankamen. Im zweiten Anlauf hatten wir dann Gott sei Dank mehr Glück, und der weitere Tag verlief ohne Pannen. Jedoch hatten wir bis hierhin schon über zwei Stunden unseres ca. 6-stündigen Osaka-Ausflugs hinter uns gebracht...

Wir besuchten das Schloss von Osaka mit einer schönen Aussichtsplattform und einem kleinen Museum, sowie ein bekanntes Stadtviertel mit vielen Restaurants, Leuchtreklamen, einer Statue namens 'Billiken' und dem Osaka-Tower.
Auf der Aussichtsplattform des Schlosses hatten wir dann noch ein Erlebnis, diesmal positiver Art. Wir liefen an einer kleinen Gruppe westlicher, junger Männer vorbei, wobei mich einer von ihnen etwas komisch anschaute. Ich schaute kurz zurück, lief weiter und fragte Martin bei nächster Gelegenheit: 'Sag mal, haben wir die nicht irgendwo schonmal gesehen?' Noch bevor Martin antworten konnte, sprach uns einer der Männer auf englisch an: 'Entschuldigung, ich könnte mich jetzt total irren und in dem Fall, nichts für ungut, aber haben wir uns nicht schonmal gesehen?' Als wir im nächsten Moment realisierten, dass wir auch gemeinsam Deutsch sprechen können, kam Martin ein Geistesblitz und er wusste sofort, dass wir die drei Schweizer in Xian, China schon beim gemeinsamen gucken des WM-Eröffnungsspiels (ihr erinnert euch an die Nacht mit den Iren? 😉 ) getroffen hatten! WAHNSINN!!! Wie einige von euch wissen, hatte ich ja schon öfter so abgefahrene Erlebnisse! Aber mich fasziniert und wundert es trotzdem immer wieder aufs Neue!! Da trifft man sich in China und steht plötzlich zur selben Zeit in Japan auf der Aussichtsplattform! Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit? Noch krasser ist es eigentlich mit einer Stuttgarterin (!), die wir mittlerweile schon 3 (!) mal zufällig getroffen haben! Das erste Mal auf der Zugfahrt von der Mongolei nach Peking, das zweite Mal im Nationalpark Wulingyuan (der mit den Avatarbergen) und das dritte Mal, läuft sie uns zufällig in Tokio im Park entgegen.


Heutiges Fazit: Die japanische Bahn ist zum Verzweifeln und die Welt ist ein Dorf! 🙂