Berichte von 07/2018

Zurück nach Tokio

17Juli2018

Irgendwie super komisch, obwohl wir beim ersten Mal auch nur 5 Tage dort verbracht hatten, fühlt es sich bei der Rückkehr in das Hostel nach Tokio so ein ganz klitzekleines bisschen an wie 'nach Hause kommen'. Es ist das erste Mal seit 2,5 Monaten, dass wir an einen Ort zurück kehren, wo wir vorher schon einmal waren. Das erste Mal, dass wir bei der Ankunft uns vertrauten Dingen oder auch Menschen (im Hostel) begegnen. Ok, Moment! Mir fällt gerade ein, das stimmt gar nicht... In Irkutsk und in Ulanbator sind wir auch jeweils noch ein zweites Mal gewesen. Aber da waren wir nur ein oder zwei Tage und waren zwischendurch auch höchstens 6 Tage woanders. Wie auch immer, es ist ein verrücktes Gefühl! Und das, obwohl wir Tokio ja auch nichtmal besonders mochten.

Um unseren letzten Tag in Japan nicht in der uns ungeliebten Stadt zu verbringen, machten wir, ihr ahnt es: einen Tagesausflug in die Umgebung! 😉 Das Ziel war Niko, ein kleiner Ort bekannt für seine... na, na? Richtig! Tempel! 😀 Und obwohl wir mittlerweile eine ganze Menge davon gesehen haben und es so langsam nun auch genug ist, der Tempel in Niko war definitiv nochmal ein Highlight und würdiger Abschluss!
Wusstet ihr eigentlich, dass die bekannten Affen ('nichts Böses sehen, hören, sprechen') ursprünglich aus Japan stammen? Ich nicht. In dem Tempel in Niko, den wir besichtigten gab es ein Bildnis der Affen und die Beschreibung dazu, dass dies Werte des japanischen Volksglauben verkörpert. Es ist eine der ältesten bekannten Bildnisse dieser Affen.

Am Abend trafen wir uns noch mit einem ehemaligen Arbeitskollegen von Martin, der seit knapp zwei Jahren in Tokio lebt, und nutzten die letzte Gelegenheit dazu, ein Gläschen Sake zu probieren.
Am vorigen Abend erkundeten wir im Übrigen den Stadtteil Odaiba. Dieser ist eigentlich eine künstlich angelegte Insel mit schöner Promenade, Strand (allerdings darf man dort nicht baden), einigen Shoppingzentren, Restaurants und dem Replika der Freiheitsstatue. Schon verrückt, diese Japaner... Odaiba hat uns dennoch eigentlich am besten gefallen von Tokio. Es ist dort alles ganz nett angelegt, man hat schöne Aussichten entlang der Promenade und am Strand waren Lampions aufgebaut.

Alles in allem ein gelungener Abschluss!

Viel haben wir gesehen bis hierhin und viel erlebt. Trotzdem ist es für uns kaum zu glauben, dass wir in diesen Tagen bereits Halbzeit unserer Reise feiern! Wenn wir an unseren Anfang in St. Petersburg zurück denken kommt es uns vor wie eine halbe Ewigkeit und doch ist die Zeit wie im Flug vergangen.
Nun verabschieden wir uns von Asien, das wir in all seinen Facetten wirklich lieben gelernt haben. Wir wechseln zum fünften Mal das Land, zum zweiten Mal den Kontinent, überqueren den Äquator auf die Südhalbkugel und gönnen uns einen wohl benötigten 'Urlaub vom Urlaub'. 🙂 Für so eine lange Zeit am Stück ständig unterwegs zu sein, alle paar Tage wieder die Sachen packen und an einen neuen Ort fahren, an dem man sich erstmal wieder neu einfinden muss, oft von morgens bis abends auf Achse sein und so viele verschiedene Eindrücke aufsaugen, nicht zu vergessen die vielen organisatorischen Dinge, die noch so nebenbei anfallen, das strengt auf die Dauer doch auch wirklich an. Versteht mich nicht falsch! Wir lieben, was wir gerade tun und wollen uns auch überhaupt nicht beschweren! Nur freuen wir uns nun auch ungemein auf das nächste Ziel, auf Strand und Meer und zwei Wochen einfach nur entspannen! Auf nach FIDSCHI ! 😀

Hiroshima - lest we forget

15Juli2018

In Hiroshima verbrachten wir zwei volle Tage. Wir waren uns zuerst nicht sicher, ob wir überhaupt so weit südlich fahren sollten, jedoch hat es sich absolut gelohnt. Uns gefiel Hiroshima sehr gut, es ist gemütlich, ruhiger und doch hat es viel zu bieten. Am ersten Tag fuhren wir Vormittags nach Miyajima, einer kleinen Insel, die den 'Floating Shrine' beherbergt. Dies ist ein Schrein, der selbst zu Teilen auf Pfählen im Wasser steht, sowie dessen typischer Torbogen ebenfalls. Zumindest wenn nicht gerade Ebbe ist. Ein herrliches Bild! Außerdem trafen wir dort zufällig auf ein japanisches Hochzeitspaar, das sich dort fotografieren lies. Anschließend schlenderten wir noch ein bisschen an der Promenade entlang und über die Insel zu einer Pagode. Wunderschön, gemütlich und schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten.

Nachmittags, zurück in Hiroshimas Zentrum, besuchten wir den Friedenspark mit der sogenannten Atombombenkuppel und das 'Peace Memorial Museum'. Die Atombombenkuppel ist ein Mahnmal und Gedenkstätte, eines der wenigen Gebäude, die bei dem Unglück nicht voll und ganz in Schutt und Asche fiel, obwohl es nur wenige Meter vom Abwurfzentrum entfernt war. Es ist Unesco Weltkulturerbe und wird konserviert, genauso wie es direkt nach dem Unglück verblieben ist um zu erinnern und zu mahnen, dass so etwas hoffentlich nie wieder passiert. Gegenüber der Kuppel wurde ein Park angelegt, in dem weitere Denkmäler zu finden sind und der Appell an Frieden in der Welt. Das dazugehörige Museum zeigt die Geschichte zum Ereignis, Augenzeugenberichte, Entstehung der Atombombe und wie es dazu kam, dass diese gegen Japan eingesetzt wurde usw. Ein, wie man sich vorstellen kann, sehr bedrückendes Museum, jedoch nicht minder interessant! Leider haben wir die Schließzeit etwas verschwitzt und hatten deshalb nicht genügend Zeit uns alles anzusehen...

Am nächsten Tag fuhren wir noch etwas weiter von Hiroshima entfernt auf die Insel Okunoshima. Auch diese hat eine nicht ganz so schöne Geschichte. Bis Ende des 2. Weltkrieg war die recht kleine Insel militärisches Sperrgebiet, denn hier wurden Chemiewaffen getestet und produziert. Nach Stillegung wurden die Kaninchen, an denen getestet wurde einfach auf der Insel frei gelassen, was mangels Fressfeinden dazu führte, dass sich heute eine große Population wilder, jedoch zahmer Kaninchen auf der Insel tummelt und diese zu einer Touristenattraktion geworden sind. Wir befanden uns also quasi im siebten Hasenhimmel. 😀

Leider war unser Aufenthalt in Hiroshima damit dann auch schon wieder beendet und wir machten uns am nächsten Tag auf den Rückweg Richtung Tokio.

 

Zwischenstopp Osaka

12Juli2018

In Osaka legten wir nur einen Zwischenstopp auf der Weiterreise nach Hiroshima ein. Mit dem Schnellzug ist es nur gut 10 Minuten von Kyoto entfernt und der eigentliche Dreh- und Angelpunkt. Hier hätten wir sowieso Umsteigen müssen, weshalb wir unser Gepäck in Schließfächer packten und Osaka noch für einen halben Tag erkunden wollten. Ein halber Tag voller Ereignisse... Am Bahnhof angekommen benötigten wir erstmal besagte Schließfächer. Anders als in Nizhny Novgorod (ihr erinnert euch?) waren diese recht einfach zu finden. ABER ganz viele waren schon belegt, weshalb es doch einige Zeit benötigte bis wir etwas passendes fanden. Dann mussten wir feststellen, dass man die Schließfächer, wo wir eben noch freie Boxen gefunden hatten, allerdings nur mit den IC-Karten bezahlen konnte, die man auch für die Bahnfahrten nutzt (man lädt die Karten mit Geld auf und 'tapt' die Karte jeweils beim Ein- und Aussteigen, wobei der fällige Betrag automatisch abgezogen wird). Zum Glück waren wir im Besitz solcher Karten, allerdings mit nicht mehr ausreichend Guthaben, weshalb ich loszog um sie 'kurz' aufzuladen. Ich hatte die Rechnung ohne die japanische Bahn gemacht. Man muss wissen, so fortschrittlich und organisiert Japan auch ist, das Bahnfahren ist eigentlich eine mittelschwere Katastrophe... Es gibt eine staatliche Bahn (Fernzüge = Schinkansen, sowie Stadtbahnen = JR Lines) und dann noch einige private Anbieter. Je nachdem welche Bahn von welchem Anbieter man nehmen möchte, gibt es andere Eingänge, Stationen, Linien, Verbindungen usw. Da durchzublicken ist sowieso eine Wissenschaft für sich.... Dann sind die Stationen oft so groß und dazu schlecht ausgeschildert, dass man sich regelmäßig verläuft und nicht weiß, wo man eigentlich hin muss. Auch die Linien sind nicht offensichtlich beschriftet, ob nun in die eine Richtung oder in die andere, oder mit allen Stopps oder eine Expresslinie.

Also zurück nach Osaka: Ich suchte also den nächsten Automaten, an dem ich die Karte aufladen konnte. Ich lief und lief und fand endlich ein Ticketbüro. Ich dachte mir schon, dass es hier nicht klappen würde, aber sicher könnte man mir hier zumindest sagen, wo ich hin müsste. Der nette Herr am Schalter sagte mir dann, dass ich hier ja im Schinkansenbereich sei, die Karte müsste man aber bei der JR Line (wohl gemerkt, selber Anbieter!) aufladen. Ich also weiter gelaufen und weiter, bis ich endlich an einen Automaten der JR Line kam. Am Automaten drückte ich dann erstmal schier endlos herum, fand die Funktion um eine neue Karte zu erwerben, dafür, sich die Reisehistorie anzeigen zu lassen und was sonst noch, nur wie man nun neues Guthaben auflädt - Fehlanzeige! Ein netter Japaner merkte mir meine Hilflosigkeit wohl an und mit wenigen Handgriffen war die Karte aufgeladen. Ich also zu den Schließfächern zurück geeilt, wo Martin schon besorgt wartete. Als wir die großen Backpacks endlich verstaut hatten, mussten wir dann allerdings noch an einer anderen Stelle Plätze für unsere kleinen Rucksäcke finden, da hier eben keine weiteren Schließfächer mehr frei waren. Endlich alles verstaut, wollte ich gerade die IC-Karten wegstecken, als ich zu allem Überfluss mein Geldbeutel nicht mehr in der Hand hatte. Verdammt!! Wo hab ich den hingesteckt?? Es dauerte nicht lange bis ich realisierte, dass dieser soeben mit dem kleinen Rucksack in das Schließfach gewandert war. 🙁 Zu diesem Zeitpunkt war ich schon so fertig durch die ganze Rennerei und Stresserei mit den Schließfächern, dass mir das gerade noch gefehlt hatte. Zum Glück waren es nur ein paar Euro, die durch das erneute Öffnen und Verschließen des Fachs dahin waren. Ärgerlich war es trotzdem!

Froh, dass wir das Gepäck endlich los waren liefen wir nun zu der JR Line, die uns in die Innenstadt bringen sollte. Martin hatte alles vorab im Internet recherchiert und abgespeichert, welche Linie wir nehmen müssen, wo wir aussteigen müssen usw. Es war eine Loop Line und auch wenn wir uns nicht 100% sicher waren, ob wir nun in die richtige Richtung einsteigen, auf der Anzeige stand eindeutig 'Loop Line', da kann man nicht ganz so viel falsch machen. Oder? Auch hier hatten wir die Rechnung wieder nicht mit der japanischen Bahn gemacht. Nach dem 5. Stopp, der eigentlich unserer hätte sein sollen, stellten wir fest, ok, doch falsche Richtung. Wir blieben aber sitzen, da man in einer Loop Line naturgemäß trotzdem irgendwann ankommen müsste, wenn es auch etwas länger dauert. Nach zwei weiteren Stopps fanden wir uns aber plötzlich in der 'Airport Express Line' wider! WHAT?? Wie konnte denn das passieren?? Eine Loop Line, die auf einmal zur 'Airport Express Line' wird?? Und wie es eine Express Line so an sich hat, ließ die nächste Gelegenheit auszustiegen etwas auf sich warten... Auf dem Weg zurück erwischten wir dann natürlich keine Express Line, weshalb wir an jedem einzelnen Stopp anhielten, bis wir schließlich wieder an unserem Ausgangspunkt ankamen. Im zweiten Anlauf hatten wir dann Gott sei Dank mehr Glück, und der weitere Tag verlief ohne Pannen. Jedoch hatten wir bis hierhin schon über zwei Stunden unseres ca. 6-stündigen Osaka-Ausflugs hinter uns gebracht...

Wir besuchten das Schloss von Osaka mit einer schönen Aussichtsplattform und einem kleinen Museum, sowie ein bekanntes Stadtviertel mit vielen Restaurants, Leuchtreklamen, einer Statue namens 'Billiken' und dem Osaka-Tower.
Auf der Aussichtsplattform des Schlosses hatten wir dann noch ein Erlebnis, diesmal positiver Art. Wir liefen an einer kleinen Gruppe westlicher, junger Männer vorbei, wobei mich einer von ihnen etwas komisch anschaute. Ich schaute kurz zurück, lief weiter und fragte Martin bei nächster Gelegenheit: 'Sag mal, haben wir die nicht irgendwo schonmal gesehen?' Noch bevor Martin antworten konnte, sprach uns einer der Männer auf englisch an: 'Entschuldigung, ich könnte mich jetzt total irren und in dem Fall, nichts für ungut, aber haben wir uns nicht schonmal gesehen?' Als wir im nächsten Moment realisierten, dass wir auch gemeinsam Deutsch sprechen können, kam Martin ein Geistesblitz und er wusste sofort, dass wir die drei Schweizer in Xian, China schon beim gemeinsamen gucken des WM-Eröffnungsspiels (ihr erinnert euch an die Nacht mit den Iren? 😉 ) getroffen hatten! WAHNSINN!!! Wie einige von euch wissen, hatte ich ja schon öfter so abgefahrene Erlebnisse! Aber mich fasziniert und wundert es trotzdem immer wieder aufs Neue!! Da trifft man sich in China und steht plötzlich zur selben Zeit in Japan auf der Aussichtsplattform! Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit? Noch krasser ist es eigentlich mit einer Stuttgarterin (!), die wir mittlerweile schon 3 (!) mal zufällig getroffen haben! Das erste Mal auf der Zugfahrt von der Mongolei nach Peking, das zweite Mal im Nationalpark Wulingyuan (der mit den Avatarbergen) und das dritte Mal, läuft sie uns zufällig in Tokio im Park entgegen.


Heutiges Fazit: Die japanische Bahn ist zum Verzweifeln und die Welt ist ein Dorf! 🙂

 

Kyoto - Kulturhauptstadt Japans

11Juli2018

Nach langer Zugfahrt kamen wir abends pünktlich in Kyoto an. Im Nieselregen machten wir uns auf zu unserem Guesthouse, welches für die kommenden 5 Nächte unser vorübergehendes zu Hause wurde. Doch dies war mit Ausnahme eines kleinen Schauers der letzte Regen, den wir in Japan erleben würden. Dies ist nicht nur ein Glücksfall für uns und unsere Reise, sondern auch für die durch die starken Regenfälle schwer gebeutelten Regionen West-Japans. Wir erfuhren erst in Kyoto über die Ausmaße der Naturkatastrophe, die sich in den vorherigen Tagen ereignet hatte. Überschwemmungen und Erdrutsche hinterließen nicht nur zerstörte Häuser, Straßen und Brücken, sondern forderten leider auch über 200 Todesopfer. Erleichtert stellten wir fest, dass wir mit 2 Regentagen und Zugausfällen selbst Glück im Unglück hatten.

Kyoto merkte man nichts von den Ereignissen der letzten Tage an. So wachten wir am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein auf und entschlossen uns, die Stadt und ihre zahlreichen Tempel und Gärten zu erkunden.

Kyoto - Tokyo - Kyo to kyo to kyo to - merkt ihr was? Ursprünglich war Kyoto für sehr lange Zeit Hauptstadt. 'Hauptstadt im Osten' heißt Kyoto übersetzt. Als dann Tokyo zur Hauptstadt wurde (welches davor im Übrigen 'Edo' hieß) musste (warum auch immer?) die Stadt umbenannt werden. Da Tokyo nun die noch östllichere Hauptstadt war, aber der Name 'Kyoto' bereits vergeben, hat man das ganze kurzerhand umgedreht und die Stadt 'östliche Hauptstadt' genannt, also Tokyo.
Da Kyoto, anders als Tokyo, im Krieg größtenteils verschont blieb, gibt es auch heute noch zahlreiche alte Tempelanlagen, Gärten und kleine Gässchen mit alten Holzhäusern aus früheren Zeiten. Insgesamt ist die Stadt sehr pittoresk und charmant und es gibt unendlich viel zu sehen.

Die Highlights unserer dreitägigen Besichtigungstour waren der silberne und goldene Pavillon (Ginkaku-ji und Kinkaku-ji) mit ihren wunderschönen Gartenanlagen, die großen buddhistischen Tempelanlagen Chion-in und Kiyomizu-dera (mit tollem Blick über die gesamte Stadt), der Shinto-Schrein Fushimi Inari Taisha, mit seiner schier endlosen Aufeinanderreihung von roten Torbögen, sowie dem wunderschönen Bambuswald im Westen Kyotos.

Im Übrigen möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass die Japaner anscheinend oft keinen so richtigen Unterschied machen zwischen Schrein (aus der Schinto-Religion) und einem Tempel (aus dem Buddhismus). Eigentlich sind diese Torbögen, die man auch auf einigen unserer Fotos sieht ein Hinweis für einen Schinto-Schrein. Jedoch haben wir uns mehrfach gewundert, dass es in Anlagen mit diesen Torbögen z.B. auch Buddhastatuen zu sehen gibt, so wie für die Schinto Religion typische Waschgelegenheiten vor den Anlagen oder Kästchen für Opferrituale. In unserem Reiseführer wurde berichtet, dass die Japaner sich auch gerne das aus der jeweiligen Religion aussuchen, was sie grade schön finden und mitunter auch angeben, dass sie verschiedenen Religionen angehören. Bestes Beispiel war vielleicht direkt unser Guide bei der 'free walking tour' in Tokio. Er meinte, er wäre Christ, machte dann in einem der Schreine, die wir besichtigten aber entsprechende Rituale und Opfergaben. Vielleicht sind die Japaner aber auch einfach nur das beste Beispiel dafür, wie man mit unterschiedlichen Religionen friedlich miteinander leben kann - oder, dass man das alles nicht so ernst nehmen darf 😉

Den vierten Tag nutzten wir für einen Tagesausflug nach Nara, das ca. 1 Stunde mit der Stadtbahn südlich von Kyoto gelegen ist. Neben dem großen sitzenden Buddha, welcher sich wiederum im größten Holzgebäude der Welt befindet, sind die zahlreichen wildlebenden, aber zahmen Rehe, die in der ganzen Stadt frei rumlaufen, die Hauptattraktion Naras. Die Tiere haben sich inzwischen so sehr an die Menschen gewöhnt, dass sie sich ohne Scheu streicheln und fotografieren lassen. Allerdings muss man auch auf der Hut sein, denn die Tiere schleichen sich gerne von hinten an einen heran, immer auf der Suche nach einem leckeren Snack. Da machen sie auch keinen Halt vor Stofftieren, Straßenkarten oder Plastiktüten, die mit Sicherheit keine ausgewogene Mahlzeit für die Tiere darstellen...


Kyoto kann man wahrlich als die Kulturhauptstadt Japans bezeichnen. Man hätte sicherlich noch eine ganze Woche hier verbringen und jeden Tag neue Tempel und Gärten besichtigen können, ganz zu schweigen von dem mal wieder fantastisch leckeren Essen. Alles in Allem hat es uns hier jedenfalls sehr gut gefallen.

 

Kanazawa

07Juli2018

Japan besteht zwar aus vielen verschiedenen Inseln, und wenn man zwischen diesen umher reist, benötigt man unter Umständen auch etwas länger von A nach B. Wir begnügen uns aber nur mit der Hauptinsel und legen deshalb lediglich recht kurze Strecken zurück, was nach den langen Distanzen in Russland und China eine willkommene Abwechslung ist.

Nach Kanazawa benötigen wir knapp 3 Stunden mit dem Zug. Es ist ein beschauliches und sehr pittoresques Städtchen und schon kurz nach unserer Ankunft kann ich nicht aufhören zu erwähnen, wie gut es mir hier gefällt. 🙂 Wir machen noch am selben Tag einen kleinen Spaziergang durch den wunderschön angelegten Schlosspark und durch ein paar alte Straßenzüge. Was für ein Glück es ist, diese Entscheidung getroffen zu haben und nicht wie so oft, den Reisetag zum Ausruhen, Wäsche waschen, Blog schreiben, Recherchen oder Sonstigem zu verwenden, sollte sich später herausstellen. Unser Plan war es, den ersten vollen Tag dazu zu nutzen Kanazawa näher zu begutachten und unter anderem in einen weiteren Park, einer der drei wohl schönsten Japans, zu gehen und am zweiten vollen Tag einen Ausflug nach Shirakawa-go und Takayama zu machen. Aber leider fielen unsere Pläne buchstäblich ins Wasser. Hatte es am Abend des Ankunftstags schon angefangen zu regnen, sollte es die nächsten Tage nicht mehr aufhören. Dies führte dazu, dass wir an dem Tag in Kanazawa lediglich zum Abendessen das Hostel verließen, nachdem wir den ganzen Tag darauf gewartet und gehofft hatten, dass der Regen wenigstens etwas nachlässt um noch den Park besichtigen zu können. Die Pläne für den zweiten Tag ließen wir uns dann jedoch nicht verderben und fuhren allem Wetter zum Trotz nach Shirakawa-go. Dies ist ein kleines Dörfchen und Unesco-Weltkulturerbe mit vielen noch erhaltenen alten Dorfhäusern in besonderem Baustil. Zusammen mit den kleinen Feldern, auf denen Reis, aber auch allerlei Gemüse angebaut wird und die ringsherum um jedes einzelne Haus verteilt sind, bietet sich ein fast märchenhafter Anblick. Auch trotz Regen, der hier immerhin nur mäßig fiel, waren wir sehr froh, diesen Ausflug gemacht zu haben. Von Shirakawa-go ging es dann noch weiter nach Takayama. Hier soll es einige schöne Tempel und Schreine geben und einige Straßenzüge mit alten Holzhäusern, durch die man sehr schön schlendern kann. Die Straßenzüge haben wir irgendwie noch gesehen, wenn wir sie auch nicht richtig genießen konnten. Aber in Takayama hatte es dann leider so heftig geregnet, dass wir eben nur noch kurz durch ein paar Straßen gelaufen sind und dann zu allem Überfluss noch feststellen mussten, dass die Züge zurück nach Kanazawa wegen der heftigen Regenfälle nicht mehr fuhren. Wir konnten zwar immer noch den Bus nehmen, der kostete uns jedoch einen stolzen Preis, wohingegen wir den Zug hätten umsonst nehmen können. Ich glaube, bei schönem Wetter kann man sich Takayama gut und gerne anschauen, für uns hat sich die Fahrt dorthin leider nicht so richtig gelohnt...

Da wir auch nach Kyoto, unserer nächsten Destination, nur weitere 2 Stunden Fahrt benötigen, hatten wir die Hoffnung, vor der Fahrt doch noch den schönen Park in Kanazawa besichtigen zu können. Dies taten wir dann zwar auch noch, jedoch weiterhin im Regen. Auch hier kann man, wie in Shirakawa-go sagen, natürlich wäre es schöner gewesen bei schönem Wetter, aber wir sind froh, es trotzdem noch gemacht zu haben.

Nun sitzen wir gerade im Zug nach Kyoto - zumindest quasi, denn auch die direkte Verbindung von Kanazawa nach Kyoto fällt leider wegen der Regenfälle aus... Das heißt wir müssen erst wieder zurück nach Tokio und von dort dann weiter nach Kyoto, was uns mehr als die doppelte Zeit kostet... Aber immerhin fahren die Züge regelmäßig genug, so dass wir zwar wesentlich später als geplant, aber immer noch gut in Kyoto ankommen. Davon gehe ich jetzt zumindest mal aus 😉

 

Welcome to Japan! - Tokio

04Juli2018

Von Hong Kong aus kamen wir nach einem ca. 4-stündigen Flug in Tokio an. Ohne irgendjemandem zu Nahe treten zu wollen, aber die Leute sahen immer noch 'gleich' asiatisch aus, es gab erstmal auch keine auffällige Veränderung der Umgebung (nun ja, gerade Flughäfen sehen dann wahrscheinlich doch auch alle ähnlich aus), aber doch, eine Sache unterschied sich von Anfang an und ganz gewaltig von China: das Verhalten der Menschen! Am S-Bahn Gleis wartet man schön ordentlich in Zweierreihen bis der Zug einfährt, stellt sich gefälligst immer hinten an und lässt natürlich zuerst die anderen aussteigen, bevor man einsteigt. Am Ende der Rolltreppe steht eine freundlich lächelnde Dame, die einem den weiteren Weg weist und sich bedankt, dass man Rolltreppe gefahren ist (?), im Zug verbeugt sich der Schaffner bevor er in den Wagon eintritt und wenn er ihn wieder verlässt. Wenn man als unbeholfener westlicher Tourist irgendwo im Weg steht, wird man nicht etwa zurecht gewiesen, oder sich gar vorbei gedrängelt, sondern der geduldige, höfliche Japaner wartet bis der unbeholfene westliche Tourist bemerkt, dass er im Weg rumsteht und sich mehrfach entschuldigend zur Seite begibt. 😀 Und der Japaner bedankt sich auch bei jeder noch so kleinen Gelegenheit für einfach alles. Die Liste geht weiter, aber ich denke ihr versteht meinen Punkt. Immer lächelnd, immer freundlich, immer korrekt, immer rücksichtsvoll, immer äußerst hilfsbereit. (Ob dieses Verhalten nun auch immer so gut ist, sei dahin gestellt. Aber fürs Erste und für uns ist es jedenfalls sehr angenehm, nach China dieses Kontrastprogramm zu erleben 😉 )

Sprachlich ist es auch wieder um einiges einfacher geworden. Sehr viele Japaner sprechen gutes bis sehr gutes Englisch und der Rest kann sich wenigstens verständigen. Außerdem ist auch das Japanisch irgendwie einfacher als Chinesisch, zumindest mal die Aussprache. Eigentlich spricht man alles so, wie man es schreibt. In China hatten wir regelmäßig das Problem, dass wir irgendwelche (z.B. Orts-) Namen aussprechen wollten und keiner wusste wovon wir reden.

Naja, und die Sache mit den Kosten? Japan gilt als sehr teures Reiseland. Und ja, natürlich, im Vergleich zu China ist es teuer! Aber wir waren doch überrascht wie gut man auch mit einem kleinen Budget über die Runden kommt. Die Unterkünfte sind teuer, noch teurer als Hong Kong. Wir teilen uns sanitäre Anlagen wieder mit den anderen Hostelgästen (in China hatten wir überall den Luxus eines eigenen Badezimmers 🙂 ) und bezahlen trotzdem noch mehr. Aber Essen kann man zum Beispiel immer noch recht günstig. Wir gehen meistens zu 'Imbissen', in denen man an Theken sitzt und dem Koch bei der Zubereitung zuguckt. Der Qualität der Speisen tut das jedoch keinen Abbruch. Mit Sushi und anderem Meeresgetier halten wir uns eher zurück, aber wir hatten schon super leckere japanische Schnitzel, Terriyaki Bauchfleisch, japanische Pfannkuchen/Omelette, japanisches Curry, gebratenes Hühnchen, und so weiter. Ausgegeben haben wir dafür jeweils zwischen 10-22 Euro für uns beide zusammen. Außerdem, auch ein großer Unterschied zu China, wird hier nicht aus Allem und jeder touristischen Attraktion Profit geschlagen. In China kam man eigentlich in keinen einzigen Stadtpark und keinen einzigen Tempel umsonst rein. Hier in Japan muss man für das ein oder andere natürlich auch Eintritt bezahlen, aber man kann auch sehr viel machen und besichtigen ohne Geld auszugeben oder eben nur wenig.

 

Nun aber zu Tokio selbst. Tokio ist groß, Tokio ist voller Menschen, Tokio ist bunt und Tokio ist vielfältig. Was Tokio - zumindest für uns - aber nicht ist, besonders schön oder beeindruckend. Im 2. Weltkrieg wurde Tokio fast vollständig zerstört und ist überhaupt auch erst im 19. Jahrhundert Hauptstadt geworden, weshalb es weder schöne, alte Gebäude noch eine besondere Geschichte vorzuweisen hat. Es gibt den ein oder anderen schönen Park, eine Nachbildung des Eiffelturms und der Freiheitsstatue (dafür fahren wir Europäer aber wohl eher nicht nach Tokio 😛 ) und einen Tower namens 'Sky Tree', auf den sie besonders stolz sind, den wir aber nun auch nicht sonderlich hübsch fanden. Es gibt viele verschieden Viertel, die alle für irgendetwas bekannt sind, das Elektroviertel, in dem die ganzen großen Hersteller gegründet worden sind (Nintendo, Mitsubishi, Sega, Sony, usw.), das Ausgehviertel mit vielen Bars und Leuchtreklamen, das Einkaufsviertel für die japanischen Nerds und Mangaverrückten und so weiter. Aber so wirklich zu sehen gab es da irgendwie auch nichts. Nicht einmal Menschen, die aussehen, als wären sie gerade einem Comic entsprungen. 😉 Irgendwie doch alles recht normal, eine einfache Großstadt. Vielleicht muss man Tokio mehr erleben, anstatt nur anzuschauen? Vielleicht ist es die Atmosphäre, die Tokio ausmacht? Der Lifestyle? Ich als jemand, der sich eigentlich sowieso lieber in kleineren Städten aufhält, konnte Tokio jedenfalls nicht allzu viel abgewinnen. Aber vielleicht waren wir auch immer nur zur falschen Zeit am falschen Ort, wer weiß.

Eine Sache, die definitiv sehr speziell war, war jedenfalls, als wir an einem der Abende zur 'Robot Show' gegangen sind. Ich weiß gar nicht genau, wie ich das eigentlich beschreiben soll... Die Zuschauer saßen in jeweils drei Reihen rechts und links von der Showfläche. In der Mitte kamen immer wieder ferngesteuerte Wagen, Roboter reingerollt auf denen verkleidete Menschen saßen, die irgendwelche Performances dargeboten haben. Es war bunt, es war schrill, es war laut, es war völlig verrückt und definitiv einzigartig.

An den letzten zwei Tagen in Tokio machten wir dann jeweils noch einen Tagesausflug in die Umgebung. Einmal in einen kleinen Vorort am Meer, das beschauliche Kamakura, mit einigen Tempeln und wo wir unseren ersten Strandbesuch zelebrierten (es war allerdings sehr windig und der Strand auch nicht der allerschönste, weshalb wir nur ca. 2 Stunden dort verbrachten) und am anderen Tag fuhren wir mit dem Bus zum Kawaguchi See um den wir einmal herumradelten, voller Lavendel und blühender Hortensien und einen schönen, wenn auch zumeist wolkenverhangenen Blick auf den Mount Fuji hatten.

Fazit: Tokio ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung.