Berichte von 05/2018

Wüste Gobi - ein Protokoll

26Mai2018

Tag 1

Um 10 Uhr werden wir an unserem Hostel abgeholt. Wir haben einen Fahrer und einen deutschsprachigen Guide. Es ist Montag Morgen und der Verkehr in Ulanbator ist chaotisch. Alle hupen wie verrückt und fahren kreuz und quer. Wir brauchen erstmal eine ganze Weile bis wir aus der Stadt raus sind. Insgesamt fahren wir heute ca. 4,5 Stunden. Zuerst auf normalen Straßen und die letzten 2 Stunden nur noch übers Gelände. Sich hier zu orientieren ist gar nicht so einfach, es sieht alles gleich aus: endlose Steppe, hier und da eine Schafherde oder ein paar Kamele. Prompt verfährt sich unser Fahrer auch schon. Nach einem kleinen Umweg kommen wir aber trotzdem dort an wo wir hin wollten: Unser erstes Jurtencamp, die Unterkunft für die Nacht. Wir essen spät zu Mittag und brechen danach noch für eine kleine Wanderung zwischen interessanten Felsformationen in der Mittelgobi auf. Die Weite scheint endlos, die Felsen sind zerklüftet. Irgendwie ein schöner Anblick. Einzig das Wetter macht uns zu schaffen. Gestern waren noch schöne 24 Grad, heute sind wir bei 8 Grad unterwegs und der Wind pfeift wie verrückt durch alle Ritzen. Ich dachte ich hätte mich in Petersburg und Sibirien schon warm angezogen, aber heute musste ich wirklich alles auspacken und übereinander ziehen was geht: zwei Paar Socken und Wanderstiefel, Leggings, darüber eine Jeanshose, Top, langärmliges T-Shirt, T-Shirt, Kapuzenpulli, Weste, Zipperpulli, Regencape, 'Buff', Schal, Cappi, Kapuze vom Pulli, Kapuze vom Regencape. Dann gings eigentlich 😉 Aber ich bin gespannt auf heute Nacht, denn unsere Jurte hat wider erwarten keinen Ofen...

Erkenntnis des Tages: Kälte und Wind sind doof und ich träume mich an einen Strand in der Südsee.

 

Tag 2

Die letzte Nacht haben wir überraschend gut überstanden. In voller Montur, mit drei Decken, einer improvisierten Wärmflasche und eng aneinander gekuschelt.
Heute müssen wir erstmal 400 km fahren, das entspricht ca. 6 Stunden. Die Mongolei ist groß. Gobi ist groß. Heute fahren wir in die Südgobi. Wir besuchen ein kleines Museum, das ausgestopfte einheimische Tiere zeigt: viele Vögel, Geier, Falken; Füchse, Wölfe, Kamele, Mäuse, Schlangen, Leoparden, den Gobi Bär. Ich bin mir erst nicht sicher, ob der Gobi-Bär eine Verarsche ist, so wie der 'Drop-Bear' in Australien. Die Wortverwandschaft zum Gummibär ist zu present. Ich glaube es gibt ihn wirklich. Dann wandern wir durch eine Schlucht. Hier liegt noch Schnee. Der Wind ist heute immer noch durchdringend. Aber immerhin ist die Luft wärmer. In Ulanbator hat es geschneit. Ich bin froh, nicht in Ulanbator zu sein. Unsere Jurte hat schon wieder keinen Ofen. Die Jurtencamps, in denen wir übernachten sind Touristencamps. Einerseits ein bisschen schade, denn es ist natürlich nicht das wirklich mongolische Erlebnis, nicht so authentisch wie bei Gastfamilien. Auf der anderen Seite muss man für das echte Erlebnis wohl auch recht abgehärtet sein. Es gibt kein Strom und vor Allem kein fließendes Wasser, d.h. es gibt nur Plumpsklos und man kann sich entweder gar nicht waschen oder nur in eiskalten Flüssen. Geschirr wird nicht abgewaschen, sondern abgeleckt - und dann wieder verwendet. Das Essen besteht eigentlich nur aus fettem Hammelfleisch, das mitunter gleich als ganze Keule serviert wird oder es gibt Gulasch aus Innereien.
Die Touristencamps haben immerhin fließendes Wasser und Toiletten- und Duschhäuschen wie auf einem Campinglatz. Zeitweise auch Strom. Wenn man Glück hat auch warmes Wasser. Wir haben kein Glück. Das Essen ist etwas mehr dem internationalen Publikum angepasst. Es gibt zwar immer noch viel Fleisch, aber eher Rind und dazu zumindest ein bisschen Gemüse und Reis. Alles in Allem auf jeden Fall die komfortablere Wahl.

Erkenntnis des Tages: Wo ist der Ofen?

 

Tag 3

Heute fahren wir erst um 10.30 Uhr los. Nach 1,5 Stunden über Schotterpiste im Nirgendwo kommen wir schon an unserem nächsten Camp an. Eigentlich sollten wir heute Kamelreiten, aber die Nomadenfamilie, die das anbietet ist noch in ihrem Winterquartier. Um 13 Uhr gibt es Mittagessen. Danach soll es zu einer kleinen Wanderung losgehen. Wir warten. Über eine Stunde später geht es los. Der Wind pfeift ungebrochen. Aber heute ist es warm. Die Sonne brennt fast. Die trockene, sandige Luft ist unangenehm. Am Ende des Tages haben wir den Staub und Sand sogar in den Ohren. Wir laufen nach Bajanzag. Hier wurden in den 20er Jahren Dinosaurierskelette ausgegraben und die ersten Dino-Eier gefunden. Als wir ankommen sehen wir zwar keine Dinos, aber die Felsenformation aus Sandstein sieht toll aus. So stelle ich mir den Grand Canyon vor. Nur größer. Nach dem Abendessen fahren wir dort nochmal zum Sonnenuntergang hin. Es liegt direkt hinter unserem Camp. Vor dem Schlafen gehen fangen wir Heuschrecken. Unsere Jurte scheint beliebt zu sein. Aber unser Bett teilen wollen wir dann doch nicht. Es sind so viele, dass es bestimmt 1,5 Stunden dauert bis wir annähernd alle hinaus befördert haben. Der Rest darf mit uns die Nacht verbringen.

Erkenntnis des Tages: Ich geh dann mal die Pferde suchen.

 

Tag 4

Das Frühstück ist wie gewohnt lecker. Nicht mongolisch. Aber es gibt jeden Tag gebratene Eier, ein bisschen Brot und Cornflakes. Wir fahren heute schon um 8.15 Uhr los. Die Strecke ist nicht allzu weit, ca. 200 km, aber ausschließlich querfeldein über Schotterpiste, weshalb wir erst um 12.30 Uhr ankommen. Auf der Fahrt sehen wir Sanddünen, vier Gazellen die unseren Weg kreuzen und wie immer einen Haufen Schaf-, Ziegen- und Kamelherden. Vereinzelt kommen wir auch an den Jurten der Nomadenfamilien vorbei. Mitten im Nichts. Nach dem Mittag besichtigen wir die Ruinen einer alten buddhistischen Tempelanlage. Ihrer Zeit eine der größten in der Mongolei. Zur Sowjetzeit wurde sie, wie auch so viele Kirchen und andere religiöse Orte, zerstört und viele der Mönche getötet. Heute sieht man nicht mehr viel davon. Das zugehörige Museum hat leider geschlossen. Dafür haben wir in unserem heutigen Camp endlich warmes Wasser. Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit chillen - und duschen.

Erkenntnis des Tages: Die Titelmelodie von 'Game of Thrones' ist in Wirklichkeit ein mogolisches Volkslied.

 

Tag 5

Heute müssen wir wieder viel fahren. Für ca. 300 km ausschließlich querfeldein über Schotterpiste benötigen wir 6 Stunden. Mittag essen wir unterwegs. Es windet immer noch. Und da wir wieder in Richtung Norden unterwegs sind, ist es auch wieder kälter geworden. Nach den landschaftlich monotonen Zugfahrten in Russland ist es aber schön anzusehen, wie sich die Landschaft hier jeden Tag ändert. Heute sind wir zwischen grün-gelben Hügeln unterwegs. Wir sehen wie immer viele Schaf-, Ziegen- und Kuhherden, leider auch einige tote Tiere. Die haben das kalte Frühjahr nicht überstanden. Dafür sehen wir heute aber auch viele Wüstenmäuse über den Boden huschen, einige große Vögel, Falken und Kraniche und Erdmännchen. Unser Ziel ist Kharakorum. Ehemalige Hauptstadt zu Zeiten von Dschingis Khan und seinerzeit eine der größten Städte überhaupt - mit 15 000 Einwohnern. Wir besuchen das örtliche Museum, das Einblicke in die Ausgrabungen und die Stadt gibt. Wir erfahren, dass hier schon im 13. Jahrhundert alle großen Religionen friedlich neben- und miteinander gelebt haben. Heute ist hier nicht mehr viel. Kharakorum ist eher ein kleines verschlafenes Dorf im Nirgendwo, so wie ziemlich alles außer Ulanbator. Wir besichtigen noch eine alte buddhistische Tempelanlage und fahren dann in unser nächstes und letztes Jurtencamp. Wir trauen unseren Augen kaum - in den Jurten gibt es Öfen!

Erkenntnis des Tages: Man muss nur fest dran glauben.

 

Tag 6

Der Ofen war ein Reinfall. In dem Moment, in dem er befeuert wurde, war es natürlich schön warm in der Jurte. Aber schon nach 1-2 Stunden war nichts mehr davon übrig. Schade nur, dass man nachts in der Regel ein bisschen länger schläft als 1-2 Stunden...
Heute ist also Tag der Rückreise nach Ulanbator. Wir starten um viertel vor zehn und müssen heute nochmal ca. 400 km fahren. Diesmal allerdings wieder auf asphaltierten Straßen. Vor dem Mittag halten wir noch einmal an um das Kamelreiten nachzuholen, das am Tag 3 leider ausgefallen ist. Und hier haben wir nun doch auch noch unser echtes mongolisches Nomadenerlebnis. Wir sitzen für ca. 15 Minuten mit der Familie in ihrer Jurte zusammen, die das Kamelreiten anbietet. Neben dem Eingang liegt ein Ziegenkopf. Wir sitzen auf kleinen Höckerchen um den Ofen herum. In einer großen Schüssel liegen Innereien, die abwechselnd in der Glut gegart werden um dann, außen schwarz, innen noch roh verteilt und gegessen zu werden. Uns fragt Gott sei Dank niemand, ob wir probieren möchten... Dafür bekommen wir einen Becher Milchtee. Schmeckt wie wässrige, gesalzene Milch. Die Jurte ist schmutzig. Gegenüber dem Eingang ist ein kleines Schlaflager auf dem dreckige Klamotten und Decken liegen. Kurz nachdem wir uns hinsetzen wird mir das anwesende Baby in die Hand gedrückt. Die Kleine, vielleicht ein paar Monate alt, sieht süß aus, aber auch ihre Klamotten sind schmutzig und ein paar Haarsträhnen verfilzt. Irgendwie sind wir froh, als wir wieder hinaus gebeten werden und irgendwie sind wir auch froh, dass wir in den Touristencamps untergekommen sind. Dieser 15-minütige Eindruck hat uns ausgereicht.
Das anschließede Kamelreiten durch die Dünen war dann ein schöner Abschluss. Zumindest fand ich das. Martin schwor dem Reiten - auch nach dem Erlebnis letztes Jahr auf Kuba - nun endgültig ab. Ich muss zugeben, dass das Rückgrad der Kamele etwas hart am Steißbein zu spüren war. Ansonsten fand ich es aber auch nicht viel anders als auf einem Pferd, was mir für meinen Teil jedenfalls gefällt 🙂

Erkenntnis des Tages: Manchmal muss es gar nicht so authentisch sein.

 

Mongolei - Ulanbator

20Mai2018

Als wir in den Zug nach Ulanbator stiegen entwich Martin als erstes der Kommentar 'Wer hätte gedacht, dass ich mir nochmal die russischen Züge zurückwünsche...!' 😀 Tatsächlich machte der Zug einen etwas neueren, dafür aber dreckigeren Eindruck... Das Positive: wir waren diesmal allein im Abteil und hatten immerhin unsere Ruhe 😉 Die Fahrt dauerte ca. 23 Stunden, wovon wir allerdings 4-5 Stunden mit der Grenzüberschreitung beschäftigt waren. Zuerst kamen die russichen Behörden in den Zug, kontrollierten Gepäck und Abteile, stempelten die Pässe. Danach waren die mongolischen Behörden dran. Um halb zwölf nachts war dann endlich alles erledigt und alle fielen in ihre Betten.
Am nächsten Morgen kamen wir um kurz vor sieben in Ulanbator an. Unsere neue Unterkunft für eine Nacht sollte diesmal - gemessen am Backpackerleben - der pure Luxus werden und uns für den Zug mehr als entschädigen. Als Hostel deklariert ist es Teil eines Hotels und auch die Zimmer muten eher wie Hotelzimmer an. Eigentlich mutet alles wie ein Hotel an 😀 Und man hat einen tollen Ausblick im 22. Stock.

Den Tag verbrachten wir dann damit die Stadt zu erkunden. Ulanbator ist keine wahnsinnig schöne Stadt und hat auch nicht besonders viele Sehenswürdigkeiten. Das Gemisch zwischen alt und modern, heruntergekommen und neu, Hochhäusern und Jurtenzelten ist aber dennoch sehr interessant. Wir spazierten über den 'Dschingis Khan Platz', besuchten eine buddhistische Tempelanlage (Gandan Khiid) und liefen einfach ein bisschen durch verschiedene Straßen. Da Sonntag war, hatten die Museen und eine weitere Tempelanlage leider geschlossen.

Abends versuchten wir uns in einem veganen Restaurant, das sehr gute Kritiken hat. Man muss wissen, dass die mongolische Küche sehr fleischlastig ist. Trotzdem gab es in diesem veganen Restaurant mongolische Spezialitäten - das ganze nur eben ohne Fleisch. Und es war mal wieder fantatsisch lecker! Wir aßen Buuz - gedämpfte Teigtaschen, Khuushuur - frittierte/gebackene Teigtaschen, Tsuivan - ein Nudelgericht und tranken Sanddornsaft.

Ansonsten ist vielleicht noch zu sagen, ethnisch oder die Optik der Menschen hat sich schon am Baikalsee verändert. Dort war es noch sehr gemischt, man hat aber deutlich den ostasiatischen Einschlag gesehen. In der Mongolei ist man optisch nun endgültig in Ostasien angekommen und natürlich merkt man auch in allen anderen Bereichen immer mehr den ostasiatischen Einfluss.

Die Sprache dagegen scheint irgendwie eine Mischung aus Arabisch, Japanisch und Nuschelei. Zumindest die Lautmalerei hört sich ein bisschen so an. Die Schriftzeichen sind nach wie vor kyrillisch. Ob wir in der Woche, in der wir hier sind auch noch ein paar Wörter lernen wird sich zeigen.
Die nächsten 6 Tage werden wir jedenfalls auf einer Tour in die Wüste Gobi verbringen. Wir sind gespannt!

 

Irkutsk

19Mai2018

Nun verbrachten wir noch einen Tag und zwei Nächte in Irkutsk, von wo wir auch schon an den Baikalsee gestartet waren. Den ersten Abend verbrachten wir damit Wäsche zu waschen 😉. Am nächsten Tag spazierten wir entlang der 'grünen Linie' durch die Stadt. Irkutsk lebt vom Tourismus, so sehr, dass es sogar eine Statue gibt die 'der Reisende' heißt und einen Mann mit Rucksack zeigt. 😀 Die 'grüne Linie' ist eine vom Tourismusbüro festgelegte Route durch die Stadt, die an den Hauptsehenswürdigkeiten vorbei führt und mit Tafeln bestückt ist, die über diese informieren. Sie ist auf dem kostenlosen Stadtplan eingezeichnet, den man in jeder Unterkunft erhält, aber auch tatsächlich auf den Gehwegen aufgemalt. Wir kamen vorbei an einigen Denkmälern und Statuen, vielen Kirchen, der 'Eternal Flame', die es auch in jeder Stadt zu geben scheint und wo wir wieder eine Wachablöse miterleben konnten und liefen an der schönen Flusspromenade entlang. Als 'Tor zum Baikalsee' und 'Paris Sibiriens' war Irkutsk schon immer ein wichtiger Knotenpunkt auf der Transsibirischen Route und von Tourismus geprägt. Nach St. Petersburg und Moskau liegt es auf dem 3. Platz mit den meisten Touristen. Es ist ein eher kleines Städtchen, zumindest der Stadtkern ist recht klein, aber hübsch, mit vielen verzierten Häusern und viel Holzarchitektur, die aber leider mehr und mehr verschwindet und Steinbauten weichen muss. Interessant ist auch, dass - ganz im Gegensatz zu Petersburg und Moskau - so gut wie jeder Englisch spricht. Außerdem sind die Restaurants, Bars und Shops auch sehr international. Es gab ein 'Bierhaus', ein Imbiss mit neuseeländischen Meat Pies, koreanisches Kimchi, Irish Pubs, usw.
Abends gab es vom Hostel organisiert noch einen 'Pub Crawl' (Kneipentour), an dem aber nur Martin, ich und Cyrus (den wir auf Olchon schon kennengelernt hatten) sowie ein Kanadier teilnahmen. Letztendlich war es dann auch nichts besonderes, aber doch schön, den letzen Abend in Russland so zu verbringen und gebührend zum Abschied noch einmal Vodka zu trinken 😀 😉
Heute sind wir in den Zug Richtung Ulaan Bator in der Mongolei gestiegen, wo wir ca. eine Woche verbringen werden.
Es ist schade, Russland nun verlassen zu müssen. Wir haben es sehr genossen. Das Land, die Leute, die pulsierenden Städte, die schönen Landschaften, die Gastfreundschaft und Hilfsbreitschaft. Die langen Zugfahrten haben einem wirklich einen Eindruck vermittelt wie riesig dieses Land ist und wie riesig diese Welt :-) Russland, es war schön mit dir! Danke für alles!

Baikalsee

16Mai2018

Von Taischet ging es weiter nach Irkutsk, wo wir aber vorerst nur eine Nacht verbrachten, denn am nächsten Morgen ging es gleich weiter zum Baikalsee, auf die Insel Olchon.
Der Baikalsee ist der älteste, tiefste und wasserreichste See der Erde. Von Irkutsk war es nochmal eine ca. 5-stündige Fahrt mit dem Kleinbus über Schotterpisten als säße man in der Achterbahn, bis wir endlich auf der Insel ankamen. Aber schon am ersten Abend zeigte sich: es hat sich gelohnt! Wir spazierten mit Aline, Gustavo und Cyrus, die wir im Bus kennegelernt hatten, ein wenig an der Küste entlang zum so genannten Schamanenfelsen. Der Blick der uns dabei bot war wunderschön! Wir befinden uns immer noch in Sibirien (der Baikalsee wird übrigens auch 'das blaue Auge Sibiriens' genannt) und der See ist im Winter komplett zugefroren, sodass er in der Zeit auch mit Autos befahren wird. Momentan ist er fast wieder ganz aufgetaut, aber eben nur fast und überall auf der Oberfläche sind noch Eisschollen zu sehen. Das dadurch entstehende Bild war für uns atemberaubend.
Am nächsten Tag ging es dann auf eine Tour zur nördlichsten Spitze der Insel, dem Kap Khoboy. Allein der Weg dorthin war schon wieder ein Erlebnis. Richtige Straßen gibt es auf der Insel nicht, auch wenn die Strecke vom Fährenanleger bis Khuzhir, dem Hauptort als 'gepflastert' definiert ist war es eher eine Schotterpiste. Der Weg zum Nordkap dann war eigentlich nur noch querfeldein, über Wiesen und Sanddünen, Stock und Stein und durch tiefste Fahrrillen. Wir wurden non-stop durchgeschüttelt, hielten aber auch immer wieder an schönen Aussichtspunkten an und konnten hier und dort ein wenig die Gegend erkunden. Man bekam einen guten Überblick über das Ausmaß der Insel sowie des Sees. Abends sahen wir uns zuerst einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem See an und saßen anschließend wieder mit Aline, Gustavo und Cyrus zusammen in einem Bistro und spielten noch eine Runde 'Das verrückte Labyrinth', das dort zur Verfügung stand. 🙂
Am zweiten und damit auch schon letzten Tag auf Olchon spazierten wir dann noch einmal am Schamanenfelsen vorbei und entlang einem langen Sandstrand, setzten uns zwischendurch immer wieder hin um zu verweilen, die Stille und die Natur zu genießen. Interessant war auch, dass es im Gegensatz zum ersten Abend schon deutlich weniger Eisschollen im Wasser gab. Dafür schien uns die Sonne wärmend aufs Gemüt.

Olchon hat gerade ein mal 1700 Einwohner, die sich hauptsächlich im Hauptort 'Khuzhir' befinden. Es gibt aber auch über die ganze Insel verteilt einige kleinere Dörfer, die dann jeweils nur aus ein paar Häusern bestehen. In der Hauptsaison im Sommer ist die Insel durch den Tourismus wohl viel belebter. Im Moment ist noch alles sehr ruhig, dadurch aber auch sehr friedlich und entspannend. Nachdem die ersten Wochen - bis auf die 2,5 Tage Zugfahrt - ja ziemlich voll gepackt waren mit Sightseeing und sonstigem Programm war das nun genau das richtige für uns und wir konnten einfach nur die Stille, Schönheit und Energie der Natur genießen. 🙂

 

Taischet - Sibirien

12Mai2018

Nach einer langen Zugfahrt kamen wir also endlich in Taischet an. Dies ist ein kleiner Ort in Sibirien, in dem wir fernab von den Großstädten einmal das Leben im eher ländliche Russland kennenlernen wollten. Die Agentur, über die wir die Transsib-Reise buchten, bot das Programm 'Sibirische Gastfreundschaft' an, das den 1-tägigen Aufenthalt bei einer Gastfamilie beinhaltete.
Vor unserem Zugwaggon wartete schon Igor auf uns, der uns direkt in Empfang nahm und mit einem herzlichen 'Hallo, wie war eure Zugfahrt?' begrüßte. Anschließend stiegen wir in ein Auto, dessen Lenkrad 'auf der falschen Seite' angebracht war, was erstmal für Verwunderung sorgte. Igor klärte uns aber gleich auf, dass hier wohl sehr viele Gebrauchtwagen aus Japan gefahren werden und es deshalb ganz normal sei. Tatsächlich hatten gefühlt die Hälfte der Autos das Lenkrad 'auf der falschen Seite' ... Wir fuhren also durch den kleinen Ort, vom neuen Stadtteil in den alten, an einigen kleinen Holzhäusern vorbei und kamen schließlich, nach kurzer Fahrt auch vor einem eben solchem zum Stehen. Igor führte uns in sein Haus, in unser Gästezimmer, zeigte uns alles und versicherte mehrfach, wir sollten uns wie zu Hause fühlen. Das Haus war einstöckig, ein einfaches Holzhaus, sporadisch eingerichtet, das Badezimmer improvisiert, aber doch alles mit allem was man so braucht. Wir ruhten uns kurz aus, machten uns frisch und verschafften uns einen ersten kleinen Eindruck des Ortes auf dem Weg zum Supermarkt und zurück. Als wir zurück kamen war es auch schon fast Zeit zum Abendessen. Lena, Igors Frau, bereitete ein leckeres Essen zu: Frikadellen mit Kartoffelbrei und einem Bärlauch-Eier-Salat. Vieles bauen die beiden selbst im Garten an. Fast alle Produkte die auf den Tisch kommen sind immerhin einheimisch. Es schmeckte sehr lecker! Und was natürlich nicht fehlen durfte: Vodka! 😉 Igor führte uns in die sibirischen Bräuche des Vodka-Trinkens ein:
1. Jemand spricht einen Toast
2. man riecht am Brot
3. man trinkt das Glas Vodka auf Ex
4. man dreht den Kopf zur Seite und atmet durch den Mund aus
5. man riecht wieder am Brot
(wahlweise 6. man isst eine in Salz eingelegte Tomate)
Dies wurde dann während der Mahlzeit 3 Mal wiederholt. 😀

Nach und auch schon während dem Essen haben wir uns viel mit Igor unterhalten über Taischet, Sibirien, Russland, Deutschland, die DDR, die Sowjetunion, das Reisen, seine Gäste aus aller Welt, das russische Essen und vieles mehr. Auch hat er uns einige Tipps gegeben zu Irkutsk und dem Baikalsee. Igor ist ein faszinierender Mann, viel selbst herumgekommen, viele internationale Gäste beherbergt, viele Freunde auf der ganzen Welt und viel erlebt. Es war wirklich berreichernd sich mit ihm zu unterhalten, was wir dann auch bis nach Mitternacht taten. Am nächsten Tag bereiteten uns Igor und Lena ein leckeres Frühstück, das aus ein bisschen Brot, Butter, Käse und vor Allem Blini mit selbstgemachter Himbeermarmelade bestand. Auch das war sehr lecker! Nachdem wir wieder ein wenig mit Igor geplaudert hatten machten wir uns dann auf, Taischet noch ein bisschen zu erkunden. Wir liefen die Hauptstraße entlang, die das alte und das neue Taischet verbindet, kamen an ein paar kleinen Geschäften, einer Schule, zwei kleinen Parks und einer Kirche vorbei. Außerdem säumten viele alte Holzhäuser mit bunten Fensterläden und schönen Schnitzereien die Straßen. Hin und zurück liefen wir immerhin fast zwei Stunden, dennoch hat Taischet nicht wirklich was zu bieten, aber für Sightseeing waren wir ja auch nicht hier. Als wir wieder bei Igor ankamen, gab es schon wieder Essen: eine sibirische Borsch (diesmal ohne Rote Beete) und Buchweizen mit einem kleinen Stück Fleisch, überbacken mit einer Tomatenscheibe und Käse. Auch das war wieder sehr lecker, wir aber pappsatt. Nachmittags nahm uns Igor mit in die örtlilche Musikschule, in der seine Frau Lehrerin ist und mit ihren Schülern ein kleines Konzert gab: russische Romanzen. Nicht gerade das, was wir uns gewöhnlich anhören, aber für das Erlebnis Russlands allemal interessant. Ohne dass wir auch nur ein Wort verstanden, waren wir dann aber doch erstaunt und mussten neidlos anerkennen, wie gut die Schülerinnen, für so eine kleine Dorfschule, die Töne herausbrachten! Das Konzert ging eine Stunde und anschließend fuhren wir wieder zurück zu Igor, wo wir dann so langsam auch schon wieder unsere Sachen packen mussten.

Auch wenn wir nur eine sehr kurze Zeit mit Igor und Lena verbringen konnten - was wir im Nachhinein fast ein bisschen schade fanden - haben wir doch einen kleinen aber schönen Eindruck vom sibirischen Landleben gewonnen. Igor und Lena haben mit ihrer Gastferundschaft und Herzlichkeit viel dazu beigetragen, wofür wir ihnen unendlich dankbar sind! Wer auch immer sich jemals in diese Gegend verirrt, sollte den beiden auf jeden Fall einen Besuch abstatten! 🙂

 

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön!

10Mai2018

Über 4000 km - über 61 Stunden - die Durchquerung von 3 Zeitzonen

Das sind erstmal die Hardfacts unserer längsten Zugstrecke.

 

Zwei Erfahrungsberichte:
Martin und Jenny wurden getrennt voneinander befragt 😉

 

"Nach einer Woche voller Entdeckungen, Erlebnisse und entsprechend schweren Beinen freute ich mich bereits am Bahnhof darauf, die nächsten gut 61 Stunden in der transsibirischen Eisenbahn zu entspannen und die neu gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten. Einziges Problem war die just in diesem Moment akut werdende Erkältung, die ich mir wohl am letzten Tag in St. Petersburg eingefangen haben musste.
Da ich leider kein Nasenspray eingepackt hatte - warum eigentlich nicht? - musste ich mich mit vollkommen verstopfter Nase herumärgern. Erschwerend hinzu kam das gefühlt 100 Grad warme Abteil, welches für die nächsten 2,5 Tage unser neues Zuhause sein sollte. Um schnellstmöglich ins Bett zu kommen, machte ich mich auf den Weg in die Toilette. War meine Laune zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich down, sackte sie mit dem Anblick dieser vollends in den Keller. Am Besten lässt sie sich wahrscheinlich mit einer Tankstellentoilette vergleichen und ich spreche nicht von den modernen Sanifair-Toiletten auf deutschen Raststätten... Gefrustet wollte ich einfach nur noch schlafen. Doch wie sollte ich in dieser Verfassung, der ruckeligen Fahrt und trotz Earplugs immer noch sehr lauten Umgebung zur Ruhe kommen? Irgendwann übermannte mich dann schließlich doch die Erschöpfung und ich fand ein wenig Schlaf. Nach mehreren kürzeren nächtlichen Unterbrechungen wurde dieser dann endgültig früh morgens beendet. Ein Fahrgast aus unserem 4er-Abteil musste den Zug verlassen und dachte sich wohl, es sei eine gute Idee, schon eine halbe Stunde vor seinem Stopp, bei voll geöffneter Abteiltür und Zugfenster zu warten, während sein Koffer weiterhin in unserem Abteil stand. Da ich leider kein Russisch spreche, konnte ich den netten Herren leider nicht auf sein nicht gerade sozialverträgliches Verhalten ansprechen. Ich entschied mich, meine Jogginghose und Socken anzuziehen, um hoffentlich weiterschlafen zu können.
Wären die weiteren 2 Tage ähnlich skurril verlaufen, hätte ich wohl nie wieder einen Fuß in einen Schlafwagen gesetzt. Doch überraschenderweise wurde ab diesem Zeitpunkt alles schlagartig besser. Ich gewöhnte mich allmählich an den Lärm und die wackelige Fahrt, fand Ruhe beim Lesen, Spielen sowie Musik oder Podcast hören und selbst die Toiletten erschienen ungefrustet weit weniger schlimm als auf den ersten Blick vermutet. Auch meine Erkältung klang nach und nach ab - Ruhe scheint tatsächlich zu helfen! 😉 Alle weiteren Fahrgäste, die während der 2,5 Tage einige Zeit mit uns die Kabine teilten, waren unheimlich nett und versuchten sich sogar, mit uns trotz Sprachbarrieren zu unterhalten. Dabei stellten wir fest, dass einige Russen im Gegensatz zu Englisch manchmal bruchstückhaft Deutsch, das sie in der Schule gelernt hatten, sprachen.
Rückblickend war es wirklich eine interessante Erfahrung, die ich nicht missen möchte und bin froh, dass wir uns dafür entschieden haben. Trotzdem war ich nach der langen Fahrt glücklich endlich mal wieder in einem richtigen Bett schlafen und ein paar Schritte mehr als den Gang hoch und runter tätigen zu können. "

 


"Wir waren wieder in der 2. Klasse, Viererabteil. In den 2,5 Tagen, in denen wir unterwegs waren haben unsere Mitfahrer drei Mal gewechselt. Alles sehr nette Russen, wenn es grundsätzlich auch hier natürlich wieder Sprachbarrieren gab, konnte man sich doch sporadisch verständigen. Fun Fact: kaum ein Russe konnte bisher Englisch, mit Deutsch kommt man aber tatsächlich ab und zu ein klein wenig zurecht.
Wir bezogen also unser sehr kleines und enges Quartier für die nächsten Tage, machten uns zum ersten Mal mit dem Waschraum / Toilette vertraut, der im ersten Moment wenig einladend war (nichts anderes als eine alte Zugtoilette wie wir sie kennen bzw. kannten) und etwas streng roch. Spätestens nach der Dritten Nutzung war aber auch das irgendwie ganz normal. Zumindest war alles sauber, die Schaffnerin (hier hat jeder Waggon eine eigene Schaffnerin) kam jeden Tag vorbei um den Boden der Kabine kurz zu säubern. Am ersten Morgen wurden wir dann von russischer Folkloremusik geweckt, die überall im Zug durch die Lautsprecher ertönte. Gott sei Dank, war das aber wirklich nur am ersten Tag. Wir kamen unter anderem vorbei an Jekaterinenburg, Omsk und Nowosibirsk. Am Anfang fragt man sich noch, wie man denn die viele Zeit im Zug verbingen will, ohne sich irgendwann zu langweilen. Aber tatsächlich gewöhnt man sich sehr schnell an den Müsiggang 😉 Nach dem vielen Sightseeing in der letzten Woche tut es aber wirklich auch ganz gut einfach mal nichts zu tun. Wir schliefen viel, wenn auch nicht immer durchgängig oder erholsam, lasen, spielten Spiele und wieder von vorne. Und abgesehen davon, dass man sich darüber freut sich endlich mal wieder ein bisschen mehr bewegen zu können und wieder ein bisschen mehr an der frischen Luft ist, fand ich es fast schade, als wir dann 'schon' wieder aussteigen mussten. 😀
Kurzum - man gewöhnt sich an alles! 🙂 "

 

Von Moskau nach Nizhny Novgorod

08Mai2018

"Follow the Moskva down to Gorki Park" - Am zweiten und leider schon letzten Tag in Moskau sind wir zum Gorki Park gefahren. Das Wetter war perfekt und der sehr schön angelegte Park direkt am Rande der Moskva (Fluss durch Moskau) war genau das richtige, um einfach mal ein bisschen die Seele baumeln zu lassen. Auf dem Rückweg sind wir an der Moskva entlang durch einen Skulpturenpark gelaufen, hatten viele schöne Aussichten auf die Stadt und wollten anschließend eigentlich noch das Kremlgelände von innen besichtigen. Aber - wer hätte es gedacht - auf Grund des Feiertags am 9.05. geschlossen... Naja, was solls, wären sowieso wieder nur ein paar Kirchen gewesen 😉 Stattdessen waren wir dann noch in einem prächtigen, alten Kaufhaus und haben zu guter letzt 'Blini' zu Abend gegessen. Blini sind russische Pfannkuchen, die mit allerlei Dingen gefüllt sein können, süß und herzhaft. Wir hatten einen mit Ei und Weißkohl und einen mit Hühnchen, Pilzen und Käse. Eigentlich war ich bisher immer nicht besonders begeistert von herzhaften Pfannkuchen, aber diese hier waren wirklich richtig lecker! Nachtisch musste natürlich auch noch sein und so bestellten wir uns auch noch einen Pfannkuchen mit Schokosauce und Bananen und einen mit gesüßter Kondensmilch. Ich verstehe auch gar nicht, wieso die russische (oder allgemein osteuropäische) Küche irgendwie noch nicht so richtig in Deutschland angekommen ist!? Alles was wir bisher gegessen haben war wirklich super lecker!!! 🙂

 

Am nächsten Morgen ging es dann auch schon weiter zu unserer nächsten Station: Nizhny Novgorod. Wie?? Habt ihr etwa noch nie von Nizhny Novgorod gehört?? Wir vorher auch nicht 😉 Aber immerhin ist es die 5. größte Stadt in Russland! Sie liegt noch im so genannten 'Speckgürtel von Moskau' und in unserem Reiseführer steht, dass es früher hieß (als St. Petersburg noch Hauptstadt war): St. Petersburg ist das Gehirn Russlands, Moskau das Herz und Nizhny der Geldbeutel. Nach ca. 3,5 stündiger Zugfahrt kamen wir jedenfalls dort an und hatten dann widerum ca. 13 Stunden Zeit Nizhny zu besichtigen, bevor wir wieder in den Zug stiegen. Das bedeutete, wir mussten unser Gepäck irgendwo in den Schließfächern am Bahnhof lassen. Nun ist es in Russland (zumindest an größeren Bahnhöfen) anscheinend so, dass man beim Aussteigen irgendwo anders rausgeschleust wird, als man einsteigt. Wir landeten also in einem kleinen Nebengebäude des eigentlichen Bahnhofgebäudes, hatten keine Ahnung von nichts und suchten Schließfächer. Da man uns unsere Planlosigkeit scheinbar ansah, sprach uns eine Bahnhofsmitarbeiterin an. Diese verstand kein Englisch, wir kein Russisch, also versuchten wir uns mit Händen und Füßen zu verständigen. Mittlerweile standen noch zwei weitere Personen um uns herum, alle grinsten amüsiert und jeder versuchte zu helfen. Als dann endlich klar war, was wir suchten, brachte uns einer der hinzugekommenen jungen Männer erst nach draußen und dann in das eigentliche Bahnhofsgebäude, wo wir - irgendwo im hintersten Eck des Untergeschoss - endlich die Schließfächer fanden. Der junge Mann stellte sicher, dass alles klappt und wir unser Gepäck sicher verstauen konnten, brachte uns wieder hinauf in die Bahnhofshalle und ging dann zufrieden seiner Wege. Wir für unseren Teil, fuhren mit dem Marshrutky (Mini-Bus) in Nizhnys Altstadt, spazierten bei strahlendem Sonnenschein auf eine Anhöhe, durch einen Park, an gefühlt 20 Maxim Gorki Denkmälern vorbei, durch die schöne Einkaufsstraße und auf das Kreml Gelände. Von überall hatte man sehr schöne Aussichten. Zwischen auch immer wieder eher heruntergekommenen alten Häusern standen immer wieder wunderschön restaurierte Häuser, es gab viel Grün und wir genossen einfach die Stadt und das Wetter.
Als wir abends dann wieder zurück zum Bahnhof wollten, gab es wieder ein kleines Verständigungsproblem. Der Platz von dem der Bus fuhr hatte 3 oder 4 verschiedene Haltestellen, die aber nicht beschriftet waren. Auf Grund der Fahrtrichtung und Busnummer gingen wir aber davon aus, die richtige Haltestelle ausgemacht zu haben. Vorsichtshalber fragten wir beim Einsteigen nochmal nach unserem Ziel. Der Busfahrer winkte ab und zeigte in Richtung einer Haltestelle auf der anderen Seite der Kreuzung. Wir stiegen also wieder aus und suchten dann erstmal eine ganze Weile nach der Haltestelle, weil da wo wir dachten, dass der Busfahrer meinte, hielten keine Busse... Als wir es dann endlich gefunden hatten, fragten wir bein Einsteigen wieder nach der Zielhaltestelle. Als das nicht so ganz fruchtete, nannten wir den Namen des Bahnhos, und siehe da - falscher Bus! Wir hätten doch in den anderen gemusst.... Gott sei Dank hatten wir noch genug Zeit und es nicht besonders eilig zum Bahnhof zu kommen, sodass am Ende alles geklappt hat. 🙂

 

Von St. Petersburg nach Moskau

06Mai2018

Nach meinem letzten Eintrag sind wir nachmittags noch im Katharinenpalast gewesen. Noch größer als der Peterhof, noch eindrucksvoller, noch pompöser, noch mehr vergoldete Zimmer. Und nicht zu vergessen, das berühmte Bernsteinzimmer! Hierzu muss man sagen, dass das Original ja eigentlich mal im Berliner Stadtschloss beheimatet war. Dann wurde es aber verschenkt an den russischen Zaren, der es hier im Katharinenpalast eingebaut hat, allerdings mit allerlei zusätzlichen Elementen, da das Zimmer hier viel größer ist, als das Original. Im 2. Weltkrieg ist das Zimmer (das im übrigen aus vielen demontierbaren Paneelen besteht) spurlos verschwunden, mit ein Grund, warum es wahrscheinlich heute so berühmt ist. Wir haben also nur einen Nachbau gesehen. Und ehrlich gesagt, es ist zwar nett anzusehen und beeindruckend, wenn man weiß wie schwer Bernstein zu bearbeiten ist (sehr weiches Material), besonders hübsch oder pompös fanden wir es allerdings nicht. Anschließend sind wir wieder durch die Parkanlagen spaziert. Unser Fazit zu den zwei Sommerschlösschen: Peterhof hat die beeindruckendere Parkanlage, der Katharinenpalast das beeindruckendere Schloss.

Abends waren wir dann noch 'boef stroganov' essen, was zwar sehr lecker geschmeckt hat, dennoch waren wir ein klein wenig enttäuscht, weil es im Grunde nichts viel anderes war als Züricher Geschnetzeltes mit ein bisschen eingelegtem Gemüse auf der Seite. Sehr positiv überrascht waren wir aber von unserer Vorspeise: Borsch! Eine  Rote Beete Suppe mit Geflügeleinlage und ein bisschen sour creme. Die ersten paar Löffel waren nicht gut, nicht schlecht, hauptsächlich ungewöhnlich, aber je mehr man gegessen hat, desto besser hat es geschmeckt und am Ende waren wir fast traurig, dass wir uns eine Portion geteilt haben 😀

Am nächsten Tag waren wir zuerst in der 3. tiefsten Metrostation der Welt (86 m unter der Erde) und sind dann noch zur St. Peter und Paul Festung gelaufen auf der anderen Seite der Neva (Fluss durch St. Petersburg), von wo aus St. Petersburg einst gegründet wurde. Im Museum der Stadtgeschichte wärmten wir uns dann auch wieder auf, nachdem wir an diesem Tag dann doch etwas durchgefroren waren. Die Temperaturen hier sind eigentlich gar nicht so kalt, zwischen 10-15 Grad, aber der Wind ist ganz schön eklig.... Das Museum war im Grunde ganz interessant, nur leider waren die meisten Dinge nur auf Russisch beschriftet....

Abends sind wir dann noch in den Nachtzug nach Moskau gestiegen. Neue Herausforderung. Sind wir wirklich am richtigen Bahnhof? (St. Petersburg hat insgesamt 5 verschiedene Bahnhöfe!) Auf welches Gleis müssen wir - es steht nichts auf der Anzeige...? Finden wir die Wagennummer? Usw. usw. Die Gleise werden tatsächlich immer erst angezeigt, kurz bevor der Zug einfährt, das muss man ja auch erstmal wissen... Und Einsteigen kann man auch nur in seinen Waggon, nirgends anders. Da der Zug aber noch 20 Minuten Aufenthalt hatte, war das alles am Ende gar kein Problem. Die Abteile sehr eng, die Nacht sehr laut und wackelig und wir waren froh, als wir am nächsten Morgen in Msokau waren - und hoffen, dass es in den nächsten Zügen vielleicht nicht ganz so laut und wackelig wird 😉

Um ca. 8 Uhr morgens im Hostel angekommen konnten wir direkt unser Zimmer beziehen und haben uns erst nochmal ein Stündchen schlafen gelegt. Danach ging es wieder auf eine 'free walking tour', bei der wir hauptsächlich viele Bauten der Sowjetarchitektur angesehen haben. Am 9. Mai ist hier in Russland ein großer Feiertag, so groß, dass leider jetzt schon der Rote Platz für die Feierlichkeiten gesperrt ist und nicht zugänglich für die Öffentlichkeit... Wir sind also einmal außen herum gelaufen um den Kreml und haben die Bauten des Roten Platz immerhin von der Außenseite betrachten können. Allgemein wurde wohl in den letzten 5 Jahren sehr viel gebaut und restauriert in Moskau. Wir sind durch zwei sehr schön angelegte Parks unmittelbar am Kreml gelaufen, haben in einem davon eine Wachablösung an einem Kriegsdenkmal miterlebt und konnten am Schluss noch die Basiliuskathedrale bestaunen (die berühmte mit den Zwiebeltürmen). Bisher hat uns Moskau sehr gut gefallen, es gibt mehr Sowjetbauten im Gegensatz zu St. Petersburg, wo dafür mehr Bauten aus der Zarenzeit erhalten sind. Dafür ist in Moskau vieles besser und neuer restauriert und neu angelegt. Beide Städte haben auf jeden Fall etwas für sich! Und zusammen mit dem vielen leckeren Essen, den bisher fast ausschließlich sympatischen Russen, kann ich jetzt schon sagen, dass ich jedem einen Trip nach Russland nur empfehlen kann! 🙂

 

PS: Keine Sorge, die nächsten Tage werde ich erstmal nicht mehr so viel schreiben, wir sind jetzt noch 2 Tage in Moskau und Nizhny Novgorod (wo wir aber kein Internet haben werden) und dann erstmal 3 Tage im Zug 😉

PPS: Wer es noch nicht bemerkt haben sollte, der vorherige Eintrag hat nun auch Fotos. 🙂

Ankunft St. Petersburg

04Mai2018

Nachdem wir also die letzten Wochen noch so einiges zu tun hatten mit Vorbereitungen und unserer Wohnung, sind wir nun endlich in unser großes Abenteuer gestartet.

Nach einem kurzweiligen Flug mit Zwischenstopp in Warschau sind wir am späten Nachmittag des 1.Mai in St. Petersburg angekommen. Trotz Sprachbarriere war es recht einfach den Bus, dann die Metro und schließlich die Straße zu finden, in der sich unser Guesthouse befindet. Dann standen wir allerdings doch auf einmal sehr verloren da, weil es weit und breit keinen Hinweis auf das selbige gab... Die Straße stimmte, die Hausnummer stimmte, in dem Haus war auch ein Hotel, nur eben nicht unseres... Auf Nachfrage in diesem Hotel bekamen wir nur eine grummelige russische Antwort, die wir als 'keine Ahnung' interpretierten... Also liefen wir nochmal die Straße auf und ab, irgendwo hier musste es doch sein, was machen wir jetzt? Da wir uns auch nicht anders zu helfen wussten, und die Adresse eindeutig die von unserem Hotel war blieben wir hartnäckig und fragten noch einmal in dem 'falschen' Hotel nach. Nach einem erneut unfreundlichen 'Woher wir denn kämen' wusste der 'nette' Mann anscheinend doch Bescheid und schickte uns um die Ecke in den Hinterhof und siehe da, dort wartete auch schon ein junger, diesmal sehr freundlicher Mann, der uns in Empfang nahm. Erstes Fazit: Die Hilfsbereitschaft der Russen könnte besser sein 😉

Am 2. Tag starteten wir dann unsere Erkundungstour durch St. Petersburg mit einer 'Free walking Tour'. Erstmal ausschließlich von außen besichtigten wir die Gebäude der Hermitage (2. größte Kunstsammlung der Welt), das Mariinsky Theater (Heimat des berühmten russischen Ballets und der Oper), die Kazan Kathedrale, die St. Isaac Kathedrale, uns wurde viel über verschiedene Museen, über Geschichte und Katharina die Große berichtet. Dann entdeckte ich einen Stand mit Baumstriezel und ich war im 7. Himmel 😀 Die hatte ich schon in Budapest lieben gelernt und musste sofort welche essen. Hier gab es sie sogar nicht nur in Zucker oder ähnlichem gewelzt sondern auch noch mit Füllung: außen Zimt und Zucker, innen Sahne und Erdbeeren - eine traumhafte Kalorienbombe! 😉 Dann ging es weiter ins Innere der Kazan Kathehdrale und anschließend auf den Aussichtspunkt der St. Isaac Kathedrale (262 Stufen - das relativiert den Baumstriezel 😉) von wo man eine tolle Aussicht über St. Petersburg hat. Viele weitere Fußmeilen später waren wir dann völlig kaputt wieder in unserem Guesthouse. Was uns aber nicht davon abhielt noch bis Mitternacht auszuharren und ein klein wenig in Martins Geburtstag reinzufeiern. Am nächsten Tag ging es dann in den Peterhof, eine von mehreren Sommerresidenzen oder auch 'Datschas' der Zarenfamilie. Die Räumlichkeiten waren sehr eindrucksvoll, prunkvoll, überall voller Gold. Leider wurden wir aber recht schnell 'durchgeschleust', obwohl gar nicht sehr viele Touristen dort waren... Danach haben wir noch einen ausgiebigen Spaziergang durch den Schlosspark gemacht, der direkt an der Ostsee gelegen ist. Nachmittags haben wir dann noch die Blutskirche besichtigt, die voller biblischer Bildnisse ist. Das besondere daran: es sind keine Malereien, sondern alles Mosaik! Zum Abendessen waren wir im 'Pelmenya' essen, wo es viele verschiedene Teigtaschen aus verschiedenen Ländern zu Essen gab. Pelmeni und Vareniky aus Russland, Dim Sum aus China, Gyozas aus Japan, Khanum aus Usbekistan und sogar Maultaschen! - und ich war wieder im 7. Himmel 😉 alles was wir probiert haben war sehr sehr lecker!

Heute haben wir nach den anstrengenden letzten Tagen und Wochen endlich mal ausgeschlafen und fahren gleich noch nach Puschkin zum Katharinenpalast, ebenfalls eine Sommerresidenz der Zaren, die aber noch ein bisschen prunkvoller sein soll. Wir sind gespannt!

 

PS: Nach nun ein paar Tagen hier hat sich der erste Eindruck der unfreundlichen Russen nicht bestätigt! Die meisten waren bisher doch sehr nett und hilfsbereit.